Von Andre Adrian, DL1ADR
Version 2024-08-07
Niederfrequenzverstärker gibt es in allen möglichen Bauweisen.
Eine sehr frühe Bauweise ist mit Triode. Die Triode ist eine
Elektronenröhre mit drei Elementen, der Kathode, dem Gitter und
der Anode. Nach der Diode war die Triode die zweite
Elektronenröhre welche ab ungefähr 1906 gebaut wurde. Trioden wie
die bekannte ECC83 oder 12AX7 werden heute noch hergestellt. Wie
die anderen Verstärkerbauteile hat die Triode ihre Vorteile und
Nachteile. Der größte Vorteil ist ihre Kennlinie, d.h. die
Abbildung von Eingangssignal auf Ausgangssignal. Kein
Verstärkerbauteil ist linear. Linear bedeutet: das Ausgangssignal
hat die gleiche Form wie das Eingangssignal und ist "stärker". Die
Triode ist "am nächsten dran" am linearen Ideal. Ein Nachteil der
Triode ist der schlechte Wirkungsgrad. Nach meiner Meinung genügen
2 Watt Ausgangsleistung für das Musik Hören in einem normalen
Wohnzimmer. 2 Watt lassen sich günstig mit Triode erzeugen. Frank
Kneifel hat seinen Pentode
Verstärker mit seinem Triode
Verstärker verglichen und schreibt: "so kann vom
Frequenzgang und vom Klirrverhalten die Pentode [ohne
Gegenkopplung] der Triode ohne Gegenkopplung nicht das Wasser
reichen. Schwankungen im Impedanzverlauf des Lautsprechers wirken
sich bei der Pentode bedeutend stärker aus als bei einer Triode."
Beim "Black
Cat" Röhrenverstärker der TU Berlin in Kapitel "Endstufe in
Differenzverstärkerschaltung" wurde genau untersucht was die
Erfolgsfaktoren eines guten Verstärkers sind: "Weiterhin wirkt die
Gegenkopplung bei feinerer Betrachtung nicht unmittelbar, sondern
um die Laufzeit durch den Verstärker verzögert, das zurückgeführte
Ausgangssignal kommt somit immer 'ein wenig zu spät'. Bei hohen
Gegenkopplungsgraden entstehen dadurch vermehrt Frequenzanteile,
die im ursprünglichen Audiosignal nicht enthalten waren, die
sogenannten Intermodulationsprodukte. Da diese keinen gerad- oder
wenigstens ganzzahligen Bezug zum Originalsignal haben, werden sie
schon in geringsten Intensitäten vom Ohr wahrgenommen und als
störend empfunden. Nach unserem heutigen Kenntnisstand darf
vermutet werden, daß diese als Unschärfe bzw. Intransparenz oder
als ein sich vor das Klangbild legender Schleier empfunden
werden." Deshalb gibt es bei meinen Amps auf dieser Seite keine
über alles wirkende Gegenkopplung. Der Vorteil ist ein guter
Höreindruck, der Nachteil sind schlechte Meßwerte bei Klirrfaktor
oder THD (Total Harmonic Distortion).
Die meisten hier beschriebenen Verstärker benutzen Triode in
allen Stufen, in der Vorstufe, der Treiberstufe und der Endstufe.
Die Endstufe arbeitet in Klasse A,
entweder "Single Ended" (SE) oder Gegentakt (Push-Pull, PP).
Klasse A hat wieder Vorteile und Nachteile. Ein Vorteil ist der
einfache Aufbau des Verstärkers bei SE und keine
Übernahmeverzerrung bei PP. Ein weiterer Vorteil ist, daß die
gemittelte Stromaufnahme gleich bleibt - egal ob der Verstärker
leise oder laut spielt. Ein Nachteil ist wieder der schlechte
Wirkungsgrad.
Einige Verstärker benutzen die Ultra-Linear Schaltung in der
Endstufe. Ultra-Linear benötigt einen Ausgangsübertrager mit
Anzapfungen der Primärwicklung bei 40% bis 50% der Windungszahl.
Die Anzapfung bei 43% der Windungszahl oder 18,5% der Impedanz
wird im US Patent 2710312 beschrieben. Ultra-Linear liefert eine
maximale Ausgangsleistung zwischen der niedrigeren
Triode-Schaltung und der höheren Pentode Ausgangsleistung.
Ultra-Linear liefert weniger Verzerrung als Triode-Schaltung. Das
folgende Diagramm aus dem "GEC KT88 circuit supplement" von 1958
zeigt die Intermodulation bei den zwei Frequenzen 50Hz und 6000Hz
mit Amplitudenverhältnis 4 zu 1:
Das Bild zeigt die geringste Intermodulation bei den "magischen"
43%. Zwischen 33% und 57% ist die Ultra-Linear Leistung noch gut.
Das Diagramm zeigt auch, daß bei gleicher Ausgangsleistung
Triode-Schaltung der Pentode überlegen ist. Leider habe ich bis
jetzt kein ähnliches Diagramm zum Intermodulations-Verhalten der
Acoustical QUAD Schaltung oder der McIntosh Unity-Coupled
Schaltung gefunden. Der beste Klang bei meinen Verstärkern
entsteht durch eine Kombination von Ultra-Linear mit meiner
Variante von QUAD bzw. Unity-Coupled.
Eine Triode gibt es entweder direkt geheizt oder indirekt geheizt und mit kleinem Spannungsverstärkungsfaktor mu oder mit großem mu. Die bekannte ECC83 ist eine indirekt geheizte Triode mit großem mu. Im Detail sind bei der ECC83 zwei Trioden in einem Glasgehäuse, eine Dual-Triode. Low-mu Trioden können bessere Linearität als high-mu Trioden haben. High-mu Trioden arbeiten oft mit kleinem Anodenstrom in der Vorstufe und low-mu Trioden wie die ECC81 oder12AT7 arbeiten mit höherem Anodenstrom in der Treiberstufe. Dual-Trioden wie die ECC99 werden sogar als Endstufe bei Kopfhörerverstärkern oder Verstärkern kleiner Leistung benutzt. Die ECC99 ist übrigens erst ab 1999 auf dem Markt. Von Tube-Town gibt es etliche Verstärker-Bausätze. "Jim" ist ein Single Ended EL84 Verstärker, "5F1" und "5F2" sind SE mit 6V6, "TT66" ist SE mit KT66, "Jim HP" ist SE mit EL34. Gegentakt mit ECC99 als Endstufe und Kathodyn-Schaltung gibt es als "Hot Lukas", "Lummerland Express" und "Emma". Den "üblichen" Gitarrenverstärker mit Gegentakt EL84 und Kathodyn-Schaltung gibt es als "TT 5Ä3 - MKII", mit 6V6 als "5E3", mit 6L6 als "5E3 HiP".
Bei den Röhrenverstärkern wurden ab 1920 die "low-mu" Trioden mit "Interstage" Übertrager-Kopplung durch "high-mu" Trioden mit RC-Kopplung abgelöst. Im zweiten Schritt wurde die Triode als Endröhre durch Pentode abgelöst. Ab den 1950er Jahren war "high-mu" ECC83 und Pentode EL84 in Gegentakt-Schaltung die übliche Ausstattung von günstigen Verstärkern mit mittlerer Leistung von 17 Watt. Thomas Roddam schrieb 1951 im Artikel "Your Loudspeaker" in Wireless World: "we see that the ordinary home, for really good reproduction of symphony music, needs a 10 watt amplifier, but that for speech and chamber music we can get along with only 1 watt".Wann |
Wer |
Was |
1937 |
Alan Blumlein |
Ultra-Linear Patent mit Single Ended
Verstärker |
1937 |
Alan Blumlein |
Long-Tail Patent, wichtig für Gegenkopplung über alles |
1939 |
F. Langford-Smith |
Radiotron Push-Pull Verstärker mit 6L6
Pentoden |
1947 |
Williamson |
Williamson Push-Pull Verstärker mit
Trioden-Schaltung der Endröhren Design for a high-quality amplifier Part 1 Design for a high-quality amplifier Part 2 High-quality amplifier modifications |
1948 |
McIntosh |
Unity-Coupled Patent mit AÜ bifilar Wicklung |
1949 |
McIntosh |
50W-1 Verstärker |
1951 |
Hafler, Keroes |
Unter Namen "Ultra-Linear" Push-Pull
Verstärker nach Blumlein Patent Links siehe hier |
1951 |
Parker |
Q.U.A.D. II Push-Pull Verstärker mit AÜ-Wicklung an Kathode |
1952 |
Williamson, Parker |
Kritik an Ultra-Linear Idee |
1955 |
W.T.C |
Widerlegung der Kritik an Ultra-Linear Idee |
Ab spätestens 1939 haben die Push-Pull Verstärker "gewonnen".
Kein Wunder bei theoretisch maximalen Wirkungsgrad von 50% bei PP
Klasse A Verstärker gegenüber maximal 25% bei SE Klasse A
Verstärker. In der Tabelle wird die wichtige Rolle des
Ausgangsübertrager deutlich. Weniger klar ist die Diskussion über
keine Gegenkopplung, lokale Gegenkopplung und Gegenkopplung über
alles zu sehen. Bei Halbleiter HiFi-Verstärker ist der Situation
einfach: ohne massive Gegenkopplung über alles klingen diese
Verstärker schrecklich, diskrete Operationsverstärker-Schaltung
ist üblich. Ohne Gegenkopplung sind nur HiFi-Verstärker mit
Trioden oder in Trioden-Schaltung möglich. Ultra-Linear-, QUAD-
und Unity-Coupled-Schaltung haben lokale Gegenkopplung zwischen
Ausgangsübertrager und Endstufe.
Die Firmen QUAD (Acoustical Manufacturing Company) und McIntosh
bauen heute etliche Halbleiter-Verstärker. Beide haben (wieder)
Röhrenverstärker im Angebot. Im QUAD QII-Forty und McIntosh MC275
werden KT88 Beam-Tetroden benutzt, eine gute Wahl meiner Meinung
nach. Die Hafler und Keroes Firma Acro Products Company
produzierte Ultra-Linear Übertrager und ist vom Markt
verschwunden. Alan Blumlein ist im Jahr 1942 leider bei einem
Flugzeug-Absturz verstorben.
Die PCL86 ist seit 1960 auf dem Markt, die EL84 seit 1953. Die
PCL86 war nicht der erste Versuch eine Triode/Pentode Verbundröhre
für den Niederfrequenzverstärker im Fernsehempfänger zu
entwickeln. Meiner Meinung nach war mit der PCL86 diese
Entwicklung zu Ende. Einmal weil die Transistortechnik das Thema
Niederfrequenzverstärker ab 1960 übernommen hat. Zweitens, weil
für den Massenmarkt die PCL86 das beste Preis/Leistungsverhältnis
erreicht hat. Die PCL86 kommt mit weniger Heizleistung als die
Vorgänger aus und hat mehr maximale Anodenverlustleistung als die
Vorgänger. Die Triode in der PCL86 hat eine Spannungsverstärkung
von mu=100 und ist somit mit der ECC83 vergleichbar. Die PCL805
ist eine Triode/Pentode von 1968, entwickelt als Vertikalendstufe
für Fernseher. Frank Kneifel hat ausführlich PCL805
Trioden-SE berechnet und getestet.
Der Verstärker läuft mit einer Anodenversorgungsspannung von 45V
aus fünf 9V Batterien. Der Pentoden-Anodenstrom ist 2mA. Zusammen
mit einem Visaton 4" Lautsprecher "R
10 S-8" ergibt sich (leise) Zimmerlautstärke. Während ich
diesen Artikel schreibe läuft der PCL86 Verstärker als
Steckbrettaufbau im Hintergrund. Audioquelle ist ein UKW Empfänger
der nur aus einem TDA7088 besteht. Die Heizung erfolgt mit 12V
Wechselspannung. Die Heizspannung der PCL86 wird unterschiedlich
angegeben, im Philips Datenblatt mit 13V, bei Telefunken mit
14,5V. Die USA Vergleichröhre der PCL86 ist die 14GW8. Dabei
bedeutet 14 eine Heizspannung von 14V. Bei normaler Nutzung, d.h.
nicht "Langlebensdauer", sind plus minus 10% Abweichung bei
Heizspannung erlaubt.
Das Schaltbild zeigt typischen Stand der Technik bei SE
Röhrenverstärker kleiner Leistung mit indirekt geheizten Röhren.
Der Arbeitspunkt, d.h. der Anodenstrom ohne Eingangssignal, von
Triode U1a wird mit R3 eingestellt. R1 legt das Gitter auf
Massepotential. Durch R3 ist die Kathode positiver als das Gitter
oder - so wird es üblicherweise beschrieben - das Gitter ist
negativer als die Kathode. Durch C1 wird der Kathodenwiderstand R3
für Wechselspannung "unsichtbar". Die Triode U1a arbeitet deshalb
ohne Gegenkopplung mit maximaler Verstärkung. Der Anodenwiderstand
R2 wandelt die Stromänderung des Anodenstroms in eine
Spannungsänderung der Anodenspannung um. Der Wert von R2 ist aus
dem PLC86 Datenblatt übernommen worden. Mit C2 wird der Ausgang
von U1a auf den Eingang von U1b gekoppelt. Das Gitter von U1b
liegt auch auf Massepotential, die Spannung an R2 ist deutlich
größer. Der Arbeitspunkt von Triode U1b wird mit R5 eingestellt.
C3 erfüllt die gleiche Aufgabe wie C1. C3 ist ein
Elektrolyt-Kondensator.
U1b ist eine Pentode in Trioden-Schaltung, d.h. Schirmgitter g2
ist mit der Anode verbunden. Einige Personen argumentieren, daß
nur "echte" Trioden "richtige" Trioden sind. Das Datenblatt von
EL84 und anderen Pentoden zeigt die Triode-Schaltung Kennlinie
neben der Pentode-Schaltung Kennlinie. Ich sehe in dieser
Triode-Schaltung Kennlinie typisches Trioden-Verhalten, d.h. für
mich ist eine Pentode in Triode-Schaltung eine "richtige" Triode.
Der Einfluß des Bremsgitter g3 bei Triode-Schaltung ist sehr klein
und kann ignoriert werden. Bemerkung: bei PCL86, EL84 und vielen
anderen Pentoden ist Bremsgitter intern an Kathode angeschlossen.
L1 und L2 sind der Ausgangsübertrager mit Primärwicklung und
Sekundärwicklung. Ich verwende den Hammond 125BSE. Günstiger ist
der Tube-Town "TT-OT25BSE".
RL simuliert den Lautsprecher und ist Teil der Simulation.
Gleiches gilt für V2, die Simulation einer Audioquelle. V1 ist die
Anodenbatterie aus fünf 9V Batterien. Bei einer Stromaufnahme von
3mA halten die Batterien lange. Auf den Kondensator C4 kann
verzichtet werden. Seine Aufgabe ist der Kurzschluß von
hochfrequenten Wechselströmen auf der Versorgungsspannungsleitung.
Jedes Stück Draht wirkt als eine Antenne!
Oft wird am Gitter ein Schutzwiderstand von 1 Kiloohm bis 100
Kiloohm empfohlen und am Schirmgitter ein Schutzwiderstand von 100
Ohm. Bei meinem Testaufbau waren solche Schutzwiderstände nicht
nötig. Wichtiger sind gute abgeschirmte Kabel zwischen Audioquelle
und Verstärker. Wieder einmal habe ich die schlechte Qualität von
fertig gekauften abgeschirnten Kabeln bemerkt. Entweder man kauft
wirklich gute Qualität für teures Geld oder bastelt sich aus
RG178, RG316 oder RG179 Koaxkabel und Stecker selbst gut
abgeschirmte Kabel.
Das Netzteil eines Röhrenverstärker ist für mich eine Abwägung
zwischen Sicherheit und Leistung. Die Schutzkleinspannung für
Gleichspannung ist 120 Volt. Die Anodenversorungsspannung ist 300
Volt für eine EL84 bei voller Leistung laut Datenblatt. Für einige
Elektronenröhren gibt es im Datenblatt auch Leistungsangaben für
170 Volt. Mein Netzteil liefert 185 Volt. Diese Spannung läßt sich
mit zwei günstigen Transformatoren aus aktueller Produktion
erzeugen. Ein Trafo sorgt für die Heizspannung, der andere sorgt
für die Anodenspannung. Der erste Trafo hat 24 Volt
Wechselspannung bei 10 VA (Volt-Ampere oder Watt), der zweite
Trafo hat zweimal 24V Wechselspannung bei 5 VA. Damit die
Anodenversorgungsspannung ordentlich hoch wird werden zwei
"Tricks" benutzt: einmal liegen alle Sekundärwicklungen in Reihe
für die Anodenspannung, d.h. 72 Volt Wechselspannung stehen zur
Verfügung. Zweitens wird eine Spannungsverdoppler-Schaltung, die
Delonschaltung, benutzt um aus 72 Volt Wechselspannung 189 Volt
"rohe" Gleichspannung zu machen. Diese Gleichspannung wird durch
RC-Filter geglättet. Am Netzteil-Ausgang stehen ungefähr 185V
geglättete Gleichspannung zur Verfügung. ACHTUNG: im
Leerlauf liefert das Netzteil gemessen 255 Volt Gleichspannung. Warnung:
nach dem Ausschalten sind die Netzteil-Elkos noch geladen und
bleiben es auch noch für Stunden. Deshalb vor Arbeiten am
ausgeschalteten Gerät die Elkos über einen Widerstand von z.B. 1
Kiloohm entladen.
Das Buch "Tabellenbuch der Elektronik und Nachrichtentechnik" von
W. Benz, P. Heinks und L. Starke begleitet mich seit 1980. Auf
zwei Seiten wird die Berechnung von Netzteilen mit Glättung
beschrieben. Für uns ist die Einweg-Schaltung als Teil des
Delon-Spannungsverdoppler interessant. Im Transformator Datenblatt
wird effektive Wechselspannung Ueff und effektiver Wechselstrom
Ieff angegeben. Mit Ladekondensator, d.h. bei kapazitiver
Belastung gelten die Näherungsformeln: U=Ueff/0,85. Wir überprüfen
die LTSpice Simulation: Ueff=72V mit Spannungsverdoppler ergibt
U=169V. Die LTSpice Simulation und der Aufbau liefern andere
Werte. Simulation liefert 185V, Aufbau 193V.
Leistungsmäßig werden vom Heiztrafo 24V*0,3A=7,2W für die Heizung
gebraucht. Die 190V Speiseleitung braucht 7,6W laut Simulation.
Zusammen sind das knapp 15W. Die Trafos werden "ordentlich" warm
im Betrieb. Bei diesen kleinen Trafos ist der Wirkungsgrad
deutlich unter 90%.
Die RC-Glieder R1 bis R4 und C3 bis C8 im Netzteil sollen die Frequenz 100Hz und Harmonische wegfiltern. Willkürlich wird als Grenzfrequenz 25Hz festgelegt. Nach fg=1/(6.28*R*C) wird nach Umstellung und Einsetzen R=1/(6.28*25Hz*220uF)=29,0 Ohm. Gewählt wird 33 Ohm für R1 bis R4. Der Widerstand muß P=I^2*R=0.03W Leistung in Wärme umsetzen. Ein kleiner Metallschicht-Widerstand kann maximal 0,6W.
Die PL508 wurde nicht als Niederfrequenz-Pentode entwickelt,
sondern als Röhre für die Vertikalendstufe im Farbfernseh
Empfänger. Die Bildwechselfrequenz ist 50Hz oder 60Hz. Die
maximale Anodenverlustleistung ist 12 Watt wie bei EL84 oder PL84.
Aber das Glasgehäuse ist deutlich größer und die Fassung ist
Magnoval. Die PL508 hat wie die EL86 einen maximalen Kathodenstrom
Ik von 100mA, kann aber deutlich höhere Impulsströme liefern - so
300mA. Für mich ist die PL508 sehr gut geeignet als Verstärker für
Schlagzeug oder harter Plektrum-Anschlag. Der Verstärker hat keine
Gegenkopplung - und braucht auch keine. Als Ausgangsübertrager
verwende ich den Hammond 125BSE. Günstiger ist der Tube-Town "TT-OT25BSE".
Mein Geheimtipp ist der Tube-Town tt-otg5v3,
ein 2,1kg SE Übertrager mit Mittelanzapfung und maximal 150mA
Gleichstromanteil. Alle können auf 10kOhm, 5kOhm oder 2,5kOhm
Anodenwiderstand auf 8 Ohm Lautsprecherwiderstand verdrahtet
werden. Ich empfehle 5kOhm Anodenwiderstand auf 8 Ohm bei einem 8
Ohm Lautsprecher für gute Lautsprecherdämpfung mit der PL508. Das
"Bauteil" V_Ig ist ein Strom-Messgerät für Gitterstrom in der
Simulation.
Die PCC88 oder 7DJ8 hat eine Heizspannung von 7 Volt, die PL508
oder 17KW6 von 17 Volt. Die Heizspannung aus dem Netzteil passt
genau für Reihenschaltung der Heizfäden beider Röhren. Mit einer
Spannungsverstärkung mu von 33 liegt die PCC88 zwischen ECC99 mit
mu=22 und ECC81 mit mu=66. Als Spanngitter-Röhre hat die PCC88
eine hohe Steilheit von 12,5mA/V. Spanngitter-Röhren haben wenig
Mikrofonie. Wegen der hohen Steilheit von PCC88 und PL508 müssen
"Schwingbremsen" eingebaut werden, dies sind die Kondensatoren C3,
C7, C10. Die Kondensatoren sollen direkt zwischen Anode und
Kathode der Röhre gelötet werden, d.h. diese Bauteile als erste an
die Röhrenfassungen löten. Kondensator C3 und Anodenwiderstand R2
wirkt als Tiefpass. Dieser Tiefpass verhindert Oszillation im
Megahertz Bereich - eine Frequenz die auch Fledermäuse nicht mehr
hören, die aber den Verstärker "verstopft" und dumpf klingen
lässt. Wegen dem Kondensator zwischen Anode und Kathode ist kein
Schutzwiderstand am Gitter nötig, der Schutzwiderstand
verschlechtert die Eigenschaften des Verstärkers. Dies ist eine
"entweder oder" Entscheidung.
Der Verstärker kann auch mit EL508, E88CC oder 6922 und dem EL86
ECC81 Netzteil aufgebaut werden. Wegen der höheren
Versorgungsspannung den Wert von R9 auf 1,2 kOhm erhöhen. Bei 270V
Versorgungsspannung ist die maximale Ausgangsleistung 2,4 Watt.
Zum Thema "Schwingbremse" und Schutzwiderstand steht im Buch
"Radiotron Third Edition" von 1941 unter dem Titel "Parasitic
Oscillation" auf Seite 16:
Im PL508 PCC88 Triode Amp habe ich die erste Verbesserung "Kleiner
Kondensator von jeder Anode nach Masse" in der Variante "Kleiner
Kondensator zwischen Anode und Kathode" benutzt. Heutzutage wird
scheinbar nur noch die dritte Verbesserung "Serien Stopper
Widerstände an Gitter und Anode, angeordnet so nah als möglich an
der Röhre" benutzt - ich nenne sie Schutzwiderstand. Die
Verbesserung "verbesserter Aufbau mit kurzen Drähten" ist im
Schaltplan nicht sichtbar.
Die PCC88 ist eine "echte" Treiberröhre. Sie braucht Anodenstrom für gute Funktion. Deshalb sind die Widerstände an Anode und Kathode niederohmig im Vergleich zu einer Schaltung mit ECC83. Sind die Anodenwiderstände klein, dann können die Gitterwiderstände der folgenden Stufe auch klein sein - so dreimal Anodenwiderstand genügt. Über die Versorgungsspannungs-Leitung "läuft" auch ein Signal von Ausgang zu Eingang. Wenn die Endröhre Strom "zieht", dann sinkt wegen dem Innenwiderstand des Netzteils die Versorgungsspannung. Über Anodenwiderstand und Millerkapazität koppelt dieses Signal auf die Gitter der Vorstufen- und Treiberröhren. U1a hat das RC Glied R1, C2 um die Spannungsversorgung dieser Röhre von der Spannungsversorgung der Endstufe zu entkoppeln. Für U1b ist es R5, C6. Nebenbei glättet dieses RC Glied noch das Netzteil-Brummen. Wird der Eingang dieses Verstärkers auf Masse gelegt, dann ist der Lautsprecher stumm.
Die Kondensatoren C1, C5 und C9 machen einen HF-Kurzschluß zwischen Versorgungsspannung und Masse für jede Verstärker-Stufe. Das Schaltbild soll die sternförmige Verdrahtung der drei Verstärkerstufen zeigen. Diese Verdrahtungsart ist wegen der hohen Gesamtverstärkung nötig um Oszillation bei hochohmiger Audioquelle zu vermeiden. Zwischen Eingang und Anode Endröhre ist die Spannungsverstärkung 70dB. Die Bauteile von U1a werden an zwei Punkte geführt, den U1a Versorgungsspannungs-Punkt und an den U1a Masse-Punkt. Das gleiche wird mit U1b und U2 gemacht. Dann werden die drei Versorgungsspannungs-Punkte sternförmig zum Netzteil-Anschlußpunkt geführt, genauso die drei Masse-Punkte. Es gibt genau eine Verbindung vom Netzteil-Anschlußpunkt zum Chassis oder zur Abschirmung. Eingangs- und Ausgangsbuchsen werden NICHT mit dem Chassis verbunden um Brummschleifen zu vermeiden, sondern zu den entsprechenden Anschlußpunkten der Verstärker-Stufen geführt.
Im PCC88 Datenblatt steht: "The unit a, g, k should be used as the grounded cathode input section and unit a', g', k' as the grounded grid output unit". Die PCC88 wird hier nicht als Kaskode benutzt, trotzdem ist die Triode a, g, k mit den Pins 6, 7, 8 besser als Vorstufe geeignet. Weiterhin soll der Pin 9, Abschirmung, an den Masse-Punkt von U1a angeschlossen werden.
Eine gute Abschirmung - wenigstens von Audioquelle über Verstärkereingang bis Gitter der PCC88 U1a - ist nötig damit nicht Netzbrummen aufgenommen wird. Elektromagnetischen Wellen breiten sich im Raum aus, auch bei einer Frequenz von 50Hz. Meiner Erfahrung nach ist 50Hz Einstrahlung aus dem Raum die größte Ursache für Brummen aus dem Lautsprecher. Wer den Verstärkereingang mit dem Finger berüht hört das deutlich. Hier wirkt der menschliche Körper als Antenne für 50Hz. Abschirmung ist billig mit aufgeklebter Alufolie auf der Innenseite des Gehäuse möglich. Zweite Ursache ist meiner Meinung nach die induktive Kopplung von Netztrafo auf Ausgangsübertrager. Deshalb diese beiden Bauteile räumlich trennen und in einem Winkel von 90° zueinander anordnen. Ringkerntrafos "strahlen" auch 50Hz Netzbrumm in den Raum. Es gibt eine kapazitive Kopplung von Heizfaden auf Kathode welche Wechselspannung von der Heizung auf die Kathode überträgt. Wir reden hier von Pikofarad und 50Hz - für mich ist Gleichrichtung der Heizspannung nicht nötig.
Wie bei Röhrenschaltungen üblich müssen einige Kondensatoren
hohe Spannung aushalten und einige Widerstände hohe Leistung. C1
bis C10 sollten 400 Volt Gleichspannung Typen sein. Für C11 bis
C13 genügen 50 Volt. Der Widerstand R9 oder Rk setzt 0,5 Watt
Leistung in Wärme um. Ich empfehle hier einen 2 Watt
Drahtwiderstand. Je mehr Watt der Widerstand hat, umso weniger
erwärmt sich dieser Widerstand. Dabei bitte nicht übertreiben. Ein
passend dimensionierter Rk ist nebenbei eine Sicherung. Hohe
Temperatur des Elko C13 verkürzt die Lebensdauer, deshalb Abstand
halten zwischen Rk und C13. Der Widerstand Rk sollte auch nicht
direkt die Platine berühren - mit etwas Abstand einbauen.
Idealerweise funktioniert für Rk der Kamineffekt: kühle Luft kann
möglichst ungehindert von unten nach oben an Rk vorbei strömen.
Ich habe schon Röhrenverstärker mit Lüfter gesehen - so etwas
gefällt mir nicht. Lieber ein größeres Gehäuse verwenden, die
Hitze produzierenden Bauteile sinnvoll anordnen und Löcher für den
Kamineffekt bohren. Gehäusefüße sind nötig und der Verstärker
sollte frei stehen. Die Heizleistung von PL508 und PCC88 sind
zusammen 7,2 Watt. Das Glasgehäuse der PL508 wird richtig heiß.
Gut ist eine Lochblech-Haube über die Röhren für Berührschutz und
Konvektion.
Die PL508 und PCC88 gibt es relativ günstig NOS (new old stock)
bei BTB
Elektronik. Wer die PCC88 als "Fernseher-Röhre" nicht mag,
kann die E88CC benutzen. Es gibt kleine Unterschiede bei der
Heizung: PCC88 hat 7V/300mA, E88CC hat 6,3V/300mA. Die E88CC gibt
es wieder aus aktueller Produktion von JJ Electronic. Die E88CC und
PCC88 sind als gute Trioden bekannt, deshalb gibt es hier keine
Schnäppchen-Preise mehr. Die PL508 ist noch nicht so richtig für
Röhrenverstärker entdeckt worden.
Auf mvaudiolabs gibt es die "tube
data library" mit THD Messungen vieler Elektronenröhren in
Triode-Schaltung. Der optimale Arbeitspunkt für die PCC88 mit
THD=0,099% ist Ug1=-8V, Ia=6mA. Die E88CC hat optimal THD=0,094%
bei Ug1=-8,5V, Ia=6mA. Die PL508 hat optimal THD=0,11% bei
Ug1=-31V, Ia=40mA, Ua=240V.
Für einige Trioden gibt es im Datenblatt eine Rg, Ra, Rk Tabelle. Für die PCC88 nicht. Die E80CC ist mit mu=27 recht ähnlich zur PCC88 und hat eine Rg, Ra, Rk Tabelle:
Das RC Glied C4, R4 wird bestimmt mit der Formel f = 1 / (6,28 *
R * C). Bei der -3dB Grenzfrequenz f sind kapazitiver
Blindwiderstand von C und Widerstand R gleich groß. Nach Umstellen
und mit f=50Hz, R=330 Kiloohm ergibt sich C = 1 / (6,28 * R
* f) = 9,6 nF, gewählt wird 10nF. Weil zwei RC Glieder C4, R4 und
C8, R8 hintereinander geschaltet sind und weil der
Ausgangsübertrager auch ein Hochpass ist, werden besser 22nF für
C4 und C8 gewählt. Besonders beim Koppelkondensator tritt die
"viel hilft viel" Krankheit auf. Wird der Koppelkondensator viel
zu groß gewählt, dann hat die Röhre vor dem Koppelkondensator
Probleme den Kondensator schnell genug umzuladen, d.h. harte
Schläge auf die Basstrommel werden "weich gespült". Das RC Glied
R3, C11 an der Kathode wird genauso berechnet. Mit f=50Hz, R=1
Kiloohm ergibt sich C=3,2 uF. Gewählt wird 22uF. Die
Kathoden-Kondensatoren sind für das Impulsverhalten nicht so
wichtig wie die Koppelkondensatoren.
Die Barkhausen Triode Formel Ri = mu / S erlaubt die Berechnung
des internen Anodenwiderstand oder Innenwiderstand einer Triode.
Der externe Anodenwiderstand oder Lastwiderstand soll deutlich
größer sein, so dreimal größer oder mehr. Die PL508 hat mug2g1=8
und S=9mA/V laut Datenblatt. Der Ri ist 889 Ohm. Ein externer
Anodenwiderstand bzw. Impedanz der Primärwicklung von 2,5 kOhm
ergibt den Faktor 2,8. Besserer Höreindruck ist bei externen
Anodenwiderstand 5 kOhm oder Dämpfungsfaktor 5,6 gegeben.
Für PCC88 und PL508 habe ich LTSpice Modelle erzeugt. Das PCC88
Modell ist aus Datenblatt-Diagrammen entstanden. Das PL508
Datenblatt enthält kein Diagramm für Triode-Schaltung und kein
Diagramm über die Stromverteilung Anode zu Schirmgitter. Die Tube
Data Library hat ein PL508
Ia=f(Va,Vg) Diagramm.
Hier nun das simulierte Spektrum des PL508 PCC88 Verstärker.
Eingangsspannung 35mV Spitze, Ausgangsleistung 1,3W,
Eingangsleistung 6,0W:
Das Spektrum ist "Triode-typisch": die dritte Harmonische ist kleiner als die zweite Harmonische. Bis maximal Eingangsspannung 24mV Spitze, Ausgangsleistung 0,6W, Eingangsleistung 5,5W gibt es keine siebte Harmonische:
Die Leistung ist bescheiden für einen HiFi Verstärker, der Klang
ist gut. Eine "Frame output Pentode" ist nicht bekannt für
niedrigen THD. Von den schlechten ist die PL508 noch die Beste. In
der Tube
Data Library steht: "In triode mode linearity is good (same
as all PL5*** family), but spectrum is different. It has same
large amount of higher harmonics, but it’s not dominated by uneven
ones (5th particularly). Instead it’s more monotonically falling
spectrum which should sound much better then other TV
pentodes."
Jahr-Monat |
Zeitschrift |
Authoren |
Titel |
Bemerkung |
1951-11 |
Audio Engineering |
Hafler, Keroes |
An
Ultra-Linear Amplifier |
2 mal 6L6 |
1952-06 |
Audio Engineering | Hafler, Keroes | Ultra-Linear Operation of the Williamson Amplifier | 2 mal KT66 |
1952-09 |
Wireless World |
Williamson, Walker |
Amplifiers
and Superlatives |
|
1953-02 |
Radio & Television News |
Hafler, Keroes |
Improving
the Williamson Amplifier |
2 mal KT66 |
1955-02 |
Radio & Television News | Hafler |
A
60-Watt "Ultra-Linear" Amplifier |
4 mal KT66 |
1955-05 |
Radiotronics |
Langford-Smith, Chesterman |
Ultra
Linear Amplifiers Part 1 |
2 mal KT66 |
1955-06 |
Radiotronics | Langford-Smith, Chesterman | Ultra
Linear Amplifiers Part 2 |
6V6, KT66 |
1955-07 |
Radiotronics | Langford-Smith, Chesterman | Ultra
Linear Amplifiers Part 3 |
KT66 |
1955-08 |
Wireless Engineer |
W.T.C. |
Ultra-Linear
Amplifiers |
|
1956-01 |
Wireless World |
Leakey, Gilson |
UL
Output Transformers |
2 mal N709 (EL84) |
1956-01 |
Wireless World |
Tetrodes
with Screen Feedback |
2 mal KT66 |
|
1956-04 |
Radio & Television News | Porto |
High
Fidelity Performance with Mullard's 520 Circuit |
2 mal EL34 |
1956-06 |
Radio & Television News | Hafler |
A
50-Watt Power Amplifier |
2 mal EL34 |
1958-01 |
Radio & Television News | Heathkit |
70
Watts for HiFi |
2 mal 6550 |
1958-03 |
Radio & Television News | Burstein |
Upgrading
the HiFi Amplifier |
|
1958-06 | Radio & Television News | 70
Watts with KT88's |
2 mal KT88 |
|
1958-07 |
Radio & Television News | Bell Sound Systems |
A
Hi-Fi 50-watter |
2 mal 6CA7 (EL34) |
1958-09 |
Radio & Television News | Allied Radio Corporation |
A
25-Watt Power Amp |
2 mal EL37 |
Der Verstärker erzeugt genug Lautstärke für Ohrenschmerzen bei
mir, wie nach einem Konzert ohne Ohrstöpsel. Mehr Röhrenverstärker
ist meiner Meinung im Wohnzimmer nicht nötig. Meine Box hat 93dB
Wirkungsgrad und ist weiter unten beschrieben.
Für 250V Versorgungsspannung ist ein Netztrafo mit 200V
Wechselspannung effektiv nötig. Tube-Town hat zwei Netztrafo im
Angebot: den Ringkern tt-t30-v2 und den EI-Kern tt-ket30. Ich habe
den EI-Kern gewählt, weil dieser 100mA auf der 200V Leitung
liefert. Dafür ist die 6,3V Leitung schwach mit nur 1,6A. Die
beiden EL86 und die ECC81 brauchen 1,82A. Wenn nötig gibt es einen
eigenen Heiztrafo. Gemessen liefert das Netzteil 245V und 5,9V.
Der Netztrafo ist leicht überlastet und wird warm aber nicht heiß.
Mit zusätzlichen Heiztrafo 16VA 6V sind die Spannungen 251V und
6,5V.
Achtung: An den Anoden von U2 und U3 kann eine Spannung von
maximal der doppelten Versorgungsspannung auftreten. Deshalb sind
C8 und C9 500V Typen. Ursache ist die Energie-Speicher-Eigenschaft
einer Induktivität, hier der Primärwicklung des Übertragers.
Schaltbild des Verstärker:
Das Vorbild für diesen Verstärker ist eine RCA Schaltung von
1950, siehe "A
high-quality sound system for the home". Drei Jahre nach dem
sehr erfolgreichen Williamson Verstärker mit 20dB Gegenkopplung
über alles erlaubt sich RCA einen Verstärker ohne Gegenkopplung
als High-Quality Verstärker vorzustellen. Die Endröhre 6F6 ist ein
Vorläufer der 6V6 und wird in Trioden-Schaltung benutzt.
Die ECC81 oder 12AT7 wird heute wieder von z.B. Electro Harmonix oder JJ produziert. Die EL86 gibt es als NOS (New old Stock), auch als "matched pair". Der otg5v3 Übertrager hat eine Mittel-Anzapfung und kann deshalb für Push-Pull (PP) oder für Pentode SE Ultra-Linear Schaltung benutzt werden. Ein SE Übertrager kann auch für PP benutzt werden, ein PP Übertrager aber nicht für SE.
Laut EL86 Datenblätter kann der Ausgangsübertrager zwischen 3,5 kOhm Raa (Impedanz Anode zu Anode) und 5,5 kOhm liegen. Der Wert der Kathodenwiderstände R11 und R13 für Trioden-Schaltung Push-Pull wird in keinem Datenblatt angegeben. Laut Simulation sind Werte zwischen 680 Ohm und 1 kOhm sinnvoll.Eine Rg, Ra, Rk Tabelle für Vorstufe und Kathodyn-Stufe sind
praktisch. Im E81CC Datenblatt von Siemens steht:
Zwischen Heizfaden und Kathode gibt es eine kleine Kapazität von
2,5pF bei der ECC81. Zwischen Heizfaden und Gitter sind es 0,17pF.
Zwischen Heizfaden und Kathode darf die Spannung maximal 90V
betragen bei der ECC81 und 80V bei der PCC88. Bei PCC88 wird
maximaler Widerstand zwischen Kathode und Heizfaden mit 20 kOhm
angegeben. Ähnliche Werte haben alle indirekt geheizte Röhren.
Trotz dieser kleinen Kapazitäten ist eine Verbindung zwischen
Heizstromkreis und Anodenstromkreis nötig um Heizfaden-Brumm zu
vermeiden. Im umfangreichen Datenblatt der ECC82 steht: "Wenn die
Mittelanzapfung des Heiztransformators geerdet ist, Rg<=0,3
MOhm und Rk genügend entkoppelt, so wird der Störpegel von Brumm
und Rauschen besser als 60 dB unter 100mV sein". Das düfte auch
für andere Röhren gelten. Heiztrafo mit Mittelanzapfung ist heute
selten. Meine Alternative sind zwei 1 kOhm Widerstände. Ein
Anschluß der Widerstände geht an den Vorstufen-Massepunkt, die
anderen Anschlüsse an die Heizfaden-Anschlüsse der
Vorstufen-Röhre.
Bei direkt geheizten Endröhren wie der 2A3 wird bei Heizung mit Wechselspannung ein Entbrummer benutzt. Das ist ein Drahtwiderstand-Potiometer mit 100 Ohm. Der mittlere Anschluß ist auf Masse, die beiden anderen Anschlüsse an den beiden Heizfaden-Anschlüssen. Solch eine niederohmige Verbindung ist bei indirekt geheizten Röhren und Heizung mit Wechselspannung nicht nötig.
Meine Verstärker-Schaltungen haben alle "cathode bias" oder
Kathodenwiderstand. Leistungsstarke Verstärker haben oft "fixed
bias", eine negative Spannung für das Gitter der Endröhren,
sozusagen eine C-Batterie. Im Artikel "Fixed
bias vs. Self bias" von 1950 schreibt C.P. Boegli: "in the
highest-fidelity amplifiers self bias is actually equal to fixed
bias in performance ... instead of furnishing a negative fixed
bias by means of rectifiers and filters, we merely add the amount
of the bias to the plate supply voltage ... If a common cathode
resistor is left unbypassed the second-harmonic voltages are fed
back in phase to both grids and a secondary type of harmonic
distortion appears in the output. Consequently, that resistor is
bypassed". Für 250V Anodenspannung und 25V Bias-Spannung ist somit
eine Versorgungsspannung von 275V richtig. Der Kathodenwiderstand
bekommt eine Kapazität (Elko) parallel geschaltet. Weiterhin
schützt "self bias" die Endröhre. Wenn bei "fixed bias" die
Bias-Spannung ausfällt, dann wird der Kathodenstrom zu groß. "Rote
Backen" der Endröhre, Glasschmelze oder sogar Brand im Verstärker
sind möglich.
Die Ultra-Linear und QUAD Ideen können auch bei Push-Pull
Verstärker benutzt werden. Die EL86 wird zusammen mit dem
Tube-Town tt-ma18-ot Ausgangsübertrager (AÜ) benutzt. Die Impedanz
ist mit 8 kOhm etwas hoch für die EL86, Impedanz 6,6 kOhm wäre
ideal, aber es sind wenige günstige Push-Pull Übertrager mit
Ultra-Linear Anzapfung im Angebot. Der Hammond
1608A mit 8 kOhm ist deutlich teurer.
Der 16 Ohm(!) Lautsprecher wird wie üblich an die 0 Ohm und 16
Ohm Anschlüsse des AÜ angeschlossen. Der 8 Ohm Anschluß wird auf
Endstufe-Masse gelegt. Wie immer bei Gegenkopplung ist der genaue
Anschluß wichtig. Weil es bei falschem Anschluß kein
Mitkopplungs-Gekreische gibt hier die Anleitung: der richtige
Anschluß ergibt weniger Verstärkung. Meinen tt-ma18-ot habe ich so
angeschlossen: Primär blue=U2 Anode, purple=U2 Schirmgitter,
white=Versorgungsspannung, pink=U3 Schirmgitter, brown=U3 Anode
und Sekundär black=R11 (U2 Rk), pink=frei, brown=Masse, gray=R14
(U3 Rk).
Die RC-Glieder R12, C8 und R15, C9 müssen nur bei schlechtem
Ausgangsübertrager mit hoher Streuinduktivität (leakage
inductance) benutzt werden. Dann
R12=R15= 47 Ohm und C8=C9=1nF als erste Werte probieren.
Langford-Smith schreibt in "Ultra
Linear Amplifiers" 1955: "Typical values are 0.001 or 0.002
uF and 47 to 220 ohms". Hohe Streuinduktivität produziert
"Klingeln", d.h. parasitäre, abklingende Oszillation. Siehe 1956 Artikel
UL
Output Transformers von Leakey und Gilson.
Die simulierten Meßwerte:
Die untere -1dB Grenzfrequenz ist 28Hz. Ursache ist einmal die
hohe AÜ Primärinduktivität von 72H, zweitens die lokale
Gegenkopplung der Endstufe. Das kein k7 Spektrum bei
Eingangsspannung 410mV Spitze, Ausgangsleistung 2,4W und
Eingangsleistung 16,2W:
Das keine siebte Harmonische Spektrum sieht sehr gut aus, die
Harmonische fallen schnell ab. Nun Eingangsspannung 780mV Spitze,
Ausgangsleistung 8,2W und Eingangsleistung 17,5W:
Das kein Gitterstrom Spektrum sieht ungewöhnlich aus. Bei meinen
Hörtests klingt der Verstärker gut, die Lautsprecherbox "rappelt"
nicht, auch wenn der Lautsprecher viel Luft bewegt und die
Lautstärke in Richtung Schmerzschwelle geht. Im Editorial von Wireless
Engineer von August 1955 gibt es eine Erklärung für die
ungewöhnlichen Harmonischen beim UL Verstärker.
Wie Nobu Shishido sagte: "Es kommt auf das erste Watt an". Der
EL86 Verstärker mit lokaler Gegenkopplung liefert über 2 Watt in
bester Qualität.
Der Aufbau auf dem Steckbrett hat eine Besonderheit. Durch zwei 1 kOhm Widerstände wird eine Mittelanzapfung für die 6,3V Heizspannung nachgebildet. Damit wird die Datenblatt Anforderung maximal 20 kOhm Widerstand zwischen Kathode und Heizung erfüllt. Auf dem Bild ist links der AÜ zu sehen und rechts die ECC81 von Electro-Harmonix. Meiner Meinung nach sind gute Röhren aus aktueller Produktion so gut wie gute Röhren aus NOS Produktion. Ohne Schaltungsänderung funktioniert auch ECC83 anstelle von ECC81. Die Verstärkung steigt, die Ausgangsleistung ohne k7 sinkt. Meine ECC83, eine Tube-Town Eigenmarke, hat ein Schirmblech zwischen den beiden Trioden-Systemen. Das zeigt Qualität (Made in China).
Die meisten Röhren haben eine langweilige Form. Die KT66 hat eine
interessante Form:
Der Innenwiderstand der KT66 ist mit 1300 Ohm doppelt so hoch wie bei der EL86 mit 667 Ohm. Trotzdem ist die -1dB untere Grenzfrequenz mit 28 Hz für die EL86 und 29 Hz für die KT66 fast gleich. Die RC-Glieder vor der Endstufe und der Übertrager nach der Endstufe sind gleich und Gegenkopplung bewirkt Gleichmacherei. Das kein k7 Spektrum bei Eingangsspannung 510mV Spitze, Ausgangsleistung 3,8W und Eingangsleistung 27,0W:
Das kein Gitterstrom Spektrum bei Eingangsspannung 920mV Spitze, Ausgangsleistung 11,7W und Eingangsleistung 28,1W:
Wo kommt der gute Höreindruck eines Klasse A Verstärkers her? Was
ist das Geheimnis? Auch ich habe die (vollständige) Antwort nicht.
Im Buch "Radiotron Designer's Handbook Third Edition" von 1941
gibt es Hinweise.
Zuerst gibt es Kritik an der "Total Harmonic Distortion" THD als
Qualitätsmaß auf Seite 32: "The total harmonic distortion is not a
measure of the degree of distastefulness to the listener ... it is
always preferable to specify each harmonic separately". Die
harmonischen Verzerrungen sollen einzeln angegeben werden. Dabei
sind die geradzahligen Harmonischen wie zweite, vierte Harmonische
nicht störend - oft erzeugen die Musikinstrumente diese
Harmonische selbst. Die höheren ungeraden Harmonischen sind
"unmusikalisch". Unser Ohr hat sehr hohe Empfindlichkeit für
"schiefe" Töne, deshalb ist die THD Zahl die zum allergrößten Teil
aus zweiter und dritter Harmonische besteht ungenügend. Das
"Radiotron" empfiehlt folgende Werte auf Seite 32:
Harmonic |
Good fidelity |
Fair fidelity |
2nd |
5% |
10% |
3rd |
2.5% |
5% |
4th, 6th, .. |
not important |
not important |
5th |
0.5% |
1% |
7th |
(say) 0.1% |
(say) 0.2% |
"The seventh harmonic is not on the musical scale, and should therefore be below the threshold of audibility". Keine hörbare siebte Harmonische ist mein Qualitätsmaß und heutzutage leicht zu überprüfen wenn fast jeder Digital-Oszilloskop eine Spektrumanalyse Funktion hat. Natürlich hat der BUF634 Verstärker von Henry Westphal, Stefan Trampert und Frederic Sehr mit einem THD von 0,00020% auch eine SEHR kleine siebte Harmonische. Der BUF634 Verstärker besteht, wie vor vielen Jahren der Elektor NE5532 Verstärker, aus vielen parallel geschalteten integrierten Schaltkreisen (ICs). Der BUF634 ist ein High-Speed-Buffer, der NE5532 ist ein rauscharmer Operationsverstärker.
Aus den Datenblättern können wir nicht "5th harmonic" oder "7th harmonic" ablesen. Die "Tube Data Library" liefert diese Information. Alle Röhren werden in Triode-Schaltung betrieben. Die Verzerrung für 10 Volt effektiv Ausgangssignal an der Anode in Triode-Schaltung wird bei Anodenstrom Ia und Bias-Gitterspannung Ug gemessen.Tube |
5th harmonic |
Ia, Ug |
PL95 |
none |
33mA, -9.6V |
ECL82_P, PCL82_P |
none |
21mA, -22.5V |
PCL200_P |
none |
20mA, -4.6V |
PCL84_P |
none |
15mA, -6.16V |
ECL86_P |
none |
10mA, -11.55V |
ECC85 |
none |
8mA, -2.5V |
E88CC |
none |
6mA, -8.5V |
PCC88 |
none |
6mA, -8V |
PCL805_P |
-120.37dB |
21mA, -31.8V |
EL86, 6CW5 | -120dB |
18mA, -20V |
PCL81_P |
-113.60dB |
29mA, -8V |
PL504 |
-112.06dB |
20mA, -36V |
EL519 |
-111.41dB |
60mA, -36V |
EL83, PL83 |
-111.42dB |
40mA, -1.7V |
PL36 |
-109.21dB |
46mA, -40V |
PL500 |
-107.00dB |
40mA, -34V |
ECC83 |
-106.96dB |
1mA, -0V |
PL508 |
-103.23dB |
40mA, -31V |
EL84 |
-100.47dB |
30mA, -5V |
Laut "Radiotron" gibt es zwischen Höreindruck und "loudspeaker
damping" einen Zusammenhang. Die Induktivität der
Lautsprecherspule sorgt dafür, das die Impedanz des Lautsprecher
mit der Frequenz steigt. Eine hohe Impedanz gibt es auch bei der
Resonanzfrequenz des Lautsprechers. Der Innenwiderstand der
Ausgangsröhre liegt über den Ausgangsübertrager parallel zur
Lautsprecher-Impedanz und dämpft diese. "We need only be concerned
with the ratio of the load resistance to the effective plate
resistance (rp), and this ratio (RL/rp) is called the 'damping
factor'. Triodes have good damping factors, but pentodes and beam
power tetrodes, due to their high plate resistance, have very poor
damping factors", siehe Seite 15.
Tube |
Jahr |
mu |
S[mA/V] |
Ri[Ohm] |
Pa[W] |
P[W] |
PL502, EL502 |
1963 |
5 |
17 |
294 |
20 |
- |
PL36, 25E5 | 1955 |
5,6 |
14 |
400 |
13 |
- |
PL521, 29KQ6 | 1965 |
4,7 |
9,1 |
516 |
18 |
- |
EL503 |
1965 |
13 |
23 |
565 |
40 |
|
KT88 |
1957 |
8 |
12 |
667 |
42 |
- |
EL86, 6CW5 | 1956 |
8 |
12 |
667 |
12 |
- |
300B |
1938 |
3,9 |
5 |
790 |
36 |
7 |
2A3 |
1933 |
4,2 |
5,25 |
800 |
15 |
3,5 |
PL84 |
1956 |
8 |
10 |
800 |
12 |
2,1 |
PL508, EL508 |
1966 |
8 |
9 |
889 |
12 |
- |
EL34 |
1950 |
11 |
11 |
1000 |
25 |
6 |
KT66 |
1937 |
8 |
6,15 |
1300 |
25 |
5,8 |
EL156 |
1952 |
15 |
11 |
1364 |
50 |
- |
EL84 |
1953 |
19 |
11,3 |
1681 |
12 |
1,95 |
6L6 6L6GC |
1936 1959 |
8 |
4,7 |
1700 |
19 30 |
1,4 |
6V6GT, 6BW6, EL90 |
1937 |
9.8 |
5 |
1960 |
12 |
- |
ECC99 |
1999 |
22 |
9,5 |
2316 |
5 |
- |
PL95 |
1959 |
17 |
5,4 |
3148 |
6 |
- |
Durchschnitt |
- |
10 |
10,3 |
971 |
21 |
- |
Hi-Fi oder "high fidelity" war von Anfang an die Anforderung
gewesen an Niederfrequenzverstärker. Die Spalte "Radiotron 1941"
ist aus dem Buch "Radiotron Designer's Handbook" von 1941 auf
Seite 32, Spalte "RCA Laboratories 1950" ist aus dem Artikel "A
high-quality sound system for the home" von 1950:
Qualität |
Radiotron 1941 |
RCA Laboratories 1950 |
Musical reproduction |
40 .. 12000 Hz |
40 .. 15000 Hz |
Good fidelity |
60 .. 10000 Hz |
60 .. 10000 Hz |
Mediocre reproduction |
100 .. 5000 Hz |
|
Radio receiver (AM band) |
100 .. 3500 Hz |
Im Kapitel "Endstufe EICO" des TU Berlin "Black
Cat" Verstärker gibt es eine Bemerkung zur sinnvollen oberen
Grenzfrequenz für Verstärker mit Gegenkopplung: "daß ein
–3dB-Punkt bei 20 kHz bereits zu den Höreindruck störenden
Phasenverzerrungen im Bereich um 15kHz führen könnte. Ein
–3dB-Punkt bei 34 kHz würde dann hingegen die Phasenbeziehungen im
Bereich um 15 kHz nicht störend verfälschen."
Die RCA Mitarbeiter schreiben 1950 über Harmonische: "that the
higher order harmonics are more easily discerned than the lower
order harmonics; that difference tones may be of more importance
than the harmonics ... it has been observed that the sensitivity
of the ear to distortion in music appears to be a maximum for
sound levels in the vicinity of 70 to 80 dB"
Über Verzerrung: "For the type of distortion contemplated, for
the frequency response contemplated, and for a sound level of 75
dB, it has been shown that a total RMS distortion of approximately
0.75% is perceptible to critical listeners ... for sound levels of
90 dB, total RMS distortions of 2 to 3% are tolerable".
Über Ausgangsleistung für Zimmerlautstärke: "an average sound
level of approximately 75 dB would be adequate for most home
reproduction. The power corresponding to this sound level would be
approximately 0.016 watt ... For an average power level of 0.016
watt the peak power level would, therefore, be appoximately 0.160
watt.
Über Ausgangsleistung für Konzerthalle-Lautstärke: "that the peak
sound level at a desirable seat in such a concert is not likely to
exceed a value of 100 dB ... that peak sound levels of 100 dB
would correspond to peak powers of 5.0 watts"
Ein Blick auf die Leistung von Lautsprecher und
Ausgangsübertrager helfen uns bei der Bestimmung der
Leistungsparameter eines günstigen Verstärker mit günstigem
Lautsprecher.
Der Trioden Amp bekommt seine eigene Lautsprecherbox. Die 2 Watt
des Trioden Amp sollen möglichst viel Lautstärke liefern, d.h. der
Wirkungsgrad der Lautsprecherbox spielt eine Rolle. Die
Lautsprecherbox enthält einen Lautsprecher. Das folgende Diagramm
zeigt den Frequenzverlauf von verschiedenen Lautsprechern der
Firma Jensen:
Die rote Linie ist Frequenzgang des Jensen MOD 6-15 Lautsprecher
mit 6" Durchmesser, die blaue Linie ist Jensen MOD 8-20 mit 8",
die grüne Linie Jensen MOD 10-35 mit 10" und die gelbe Linie ist
Jensen MOS 12-35 mit 12". Große Lautsprecher sind besser für
niedrige Frequenzen geeignet und kleine besser für hohe Frequenzen
- so die allgemeine Erkenntnis. Die gezeigten Lautsprecher liefern
alle zwischen 75Hz und 6kHz eine "Sound Pressure" von 85dB und
mehr. Der kleinste arbeitet bis 10kHz, der größte bis 55Hz. Die
Gemeinsamkeiten sind größer als die Unterschiede. Alle Jensen MOD
Lautsprecher haben eine "Delle" bei ungefähr 400Hz.
Hier der Frequenzgang des 4" Visaton R 10 S Lautsprecher mit 8
Ohm:
Der Visaton liefert zwischen geschätzt 120Hz und 12kHz eine "Sound Pressure" von 85dB und mehr.
Neben Frequenzgang sind der Wirkungsgrad und die Empfindlichkeit
wichtig. Die Werte sind für 8 Ohm Lautsprecher:
Lautsprecher |
Resonance Frequency |
Reference Efficiency | Sensitivity@1W,1m | Total Q Factor |
Visaton R 10 S |
135 Hz |
? |
90 dB |
? |
Jensen MOD 6-15 |
89.9 Hz |
0.48 % | 89.9 dB | 1.23 |
Jensen MOD 8-20 | 119.4 Hz |
0.72 % | 93.2 dB | 2.24 |
Jensen MOD 10-35 | 107 Hz |
1.39 % | 94.1 dB | 1.75 |
Jensen MOD 12-35 |
73.5 Hz |
1.23% |
93.7 dB |
1.54 |
Martin Lembke schreibt über Wirkungsgrad (SPL) oder Sensitivity:
"Ein Unterschied von 10dB entspricht der doppelten Lautstärke,
einer von 3dB ist gerade wahrnehmbar". Der Visaton und der kleine
6-15 Lautsprecher unterscheiden sich von den anderen
Lautsprechern. Den Visaton habe ich testweise in einen Schuhkarton
mit Außenmaße 35cm, 21cm, 12cm und Volumen 8,8 Liter eingebaut.
Der Lautsprecher ist elektrisch gesehen eine Spule (Induktivität)
in Reihe zu einem Widerstand, eine RL-Schaltung. Dieses Modell
erklärt das Ansteigen der Impedanz mit der Frequenz, aber nicht
die Resonanzfrequenz. Das Diagramm von Jensen zeigt wieder vier
Jensen MOD Lautsprecher:
Das RL-Modell beschreibt die Lautsprecher ab 200Hz. Ein
Boucherot-Glied oder Zobel-Glied
ist ein RC-Glied parallel zu dem Lautsprecher um aus der
frequenzabhängigen Impedanz des Lautsprechers einen möglichst
frequenzunabhängigen Widerstand zu machen. Meiner Meinung nach
gehört das Boucherot-Glied direkt an den Lautsprecher gelötet.
Einfach weil das Boucherot-Glied abhängig von den Lautsprecher
Parametern ist, nicht abhängig von den Verstärker Parametern.
Das RL-Verhalten kann besonders einem Verstärker mit
Gegenkopplung Probleme machen. Durch die Induktivität am Ausgang
des Verstärkers KANN eine Gegenkopplung zur Mitkopplung mutieren
und für "häßliche" Töne aus dem Verstärker sorgen. Oft nur für
bestimmte Frequenzen und Lautstärken, d.h. zwischendurch kommt
Mitkopplungs-Gekreische aus dem Verstärker.
Das Boucherot-Glied wird berechnet nach R'=R, d.h. der Widerstand
im RC-Glied ist so groß wie der Widerstand im RL-Glied, dem
Lautsprecher. C'=L/R², die Kapazität wird aus Widerstand und
Induktivität berechnet. Jensen liefert die Parameter für
Berechnung des Boucherot-Glieds. Hier für die 8 Ohm Impedanz
Varianten:
Lautsprecher |
R |
L |
C' |
Jensen MOD 6-15 |
6,64 Ohm |
0,43 mH |
9,8 uF |
Jensen MOD 8-20 |
6,5 Ohm |
0,4 mH |
9,5 uF |
Jensen MOD 10-35 |
6,7 Ohm |
0,52 mH |
11,6 uF |
Jensen MOD 12-35 |
6,71 Ohm |
1,14 mH |
25,3 uF |
Im folgenden Schaltbild ist L1 der Lautsprecher, genau der Jensen
MOD 8-20. Das Boucherot-Glied besteht aus C1 und R1. Ich habe die
nächsten Normwerte benutzt.
Die Lautsprecher-Anschlüsse sind Speaker+ und Speaker-. Als
Kondensator darf kein "normaler" oder bipolarer Elko benutzt
werden. Am besten ist Folienkondensator wie MKP oder
Vielschicht-Keramik Kondensator. Der Verstärker wird durch
Spannungsquelle V1 simuliert.
Ist ein Boucherot-Glied nötig? Nach meinen Messungen braucht der
12" Jensen MOD 12-35 ein 6,8 Ohm/22 uF Boucherot-Glied, der
kleinere 8-20 nicht. Paul Klipsch sagt im Artikel "Klipschorns
Out of the Corner & into the limelight": "We placed an
8.2-ohm resistor in series with a 2 uF capacitor and strapped them
across the plus and minus terminals of the mid/hi crossover
networks".
Andere Autoren empfehlen das Boucherot-Glied nicht in der
Lautsprecherbox sondern im Verstärker. Falls im Betrieb das
Lautsprecherkabel abgezogen wird, dann soll das Boucherot-Glied
noch etwas Last für den Ausgangsübertrager darstellen und
Spitzenentladung verhindern.
Ein Lautsprecher "nackt" auf dem Arbeitstisch klingt bescheiden. Es gibt einen akustischen Kurzschluß zwischen der Vorderseite der Membrane und der Rückseite der Membrane. Die einfachste Lautsprecherbox ist somit eine unendlich große Wand mit einem Loch für den Lautsprecher um akustischen Kurzschluß zu verhindern. Leider ist unendlich große Wand schwer zu finden. Martin Lembke hat einen fundierten Artikel über Schallwand geschrieben. Er versteht die Kombination Verstärker und Schallwandler einmal als Energieübertragung, zweitens als Informationsübertragung. Zur Energieübertragung gehören Klirrfaktor und Frequenzgang. Zur Informationsübertragung gehört der Oberwellen-Trick: unser Gehirn kann aus den Oberwellen den Grundton "ableiten". Die Oberwellen können im Audiomaterial enthalten sein, oder können im Verstärker erzeugt werden um dem Schallwandler zu "helfen". Dies ist bestimmt Teil des "Röhrenklangs": die "richtigen" Oberwellen erzeugen.
Die zweite Lösung ist ein Kasten. Einige Boxenbauer orientieren
sich an Musikinstrumenten wie Geige, Kontrabass, akustische
Gitarre usw. und sagen: "die Wände der Box schwingen mit". Andere
Boxenbauer suchen den "absoluten" Klang und bauen die Box aus
mindestens 18mm MDF Platten damit nur die Membrane schwingt und
sonst nichts. Ich selbst bevorzuge "lebendige" Lautsprecherboxen,
d.h. das Gehäuse ist ein Resonanzkörper. Man kann am Gehäuse die
Baßtrommel mit der Hand fühlen.
Für einen ersten Test baue ich Lautsprecher in einen Schuhkarton
oder in einen Umzugkarton. Natürlich ist dieses Testgehäuse nicht
luftdicht. Und für den ersten Test benutze ich kein Dämmmaterial.
Nun kann der Lautsprecher mich in dieser "worst case" Umgebung
entweder erfreuen oder enttäuschen.
Der Lautsprecher sollte in Kopfhöhe sein. Entweder stellt man die
Lautsprecherbox ins Regal, nutzt einen Boxenständer oder baut die
Lautsprecherbox schlank und hoch. Meine Lautsprecherbox für den
Jensen MOD 8-20 ist 135cm hoch, 26cm breit und 25cm tief. Das
Volumen ist knapp 88 Liter. Die Mitte des Lautsprechers liegt
113cm über dem Boden. Der 8" Lautsprecher "braucht" keine 88 Liter
Volumen. Die Lautsprecherbox kann auch mit Höhe 125cm, Breite
26cm, Tiefe 13cm und Volumen 42 Liter gebaut werden. Die
Seitenwände der Box bestehen aus 4mm Pappel-Sperrholz. 4mm
Kiefern-Sperrholz ist auch geeignet. In den Ecken sind 20mm auf
20mm Kiefernleisten eingeleimt. Holzschrauben halten die Teile
zusammen bis der Leim fest ist. Boden und Deckel sind aus 13mm
dickem Holz. Der Boden ist 36cm auf 36cm groß und gibt
Standfestigkeit. Der Deckel ist 27cm auf 26cm um einen kleinen
Überstand zu geben. Wenn der Lautsprecher "arbeitet", dann
schwingt das dünne Pappelholz mit. Für mich ist das gut und
richtig. Meine Lautsprecherbox ist groß und trotzdem leicht.
Bild links: Visaton R 10 S testweise in Schuhkarton gebaut
Bild mitte und rechts: Jensen MOD 8-20 in Pappel-Sperrholz Box
Die Lautsprecherbox läßt sich leicht auf Bassreflexbox umbauen.
Für den Test habe ich Bücher benutzt:
Die Öffnung ist 17cm x 3cm bzw. 8 square inch. Im Buch "Loudspeakers"
von G.A. Briggs (5. Auflage 1958) steht auf Seite 329 Information
über die Größe der Bassreflex-Öffnung:
Der Ausgangsübertrager ist - besonders bei SE Verstärkern - oft
das teuerste Bauteil. Ich verwende den Hammond 125BSE. Günstiger
ist der Tube-Town "TT-OT25BSE".
Beide Übertrager sind für maximal 5 Watt Leistung ausgelegt. Der
Ruhestrom durch die Übertrager und damit durch die Endröhre darf
45mA betragen. Diese Werte sind typisch für eine EL84. Die obere
Grenzfrequenz ist beim 125BSE sogar im schlechtesten Fall bei
einer Übersetzung von 10kOhm auf 8 Ohm kein Problem weil über
30kHz. Die untere Grenzfrequenz ist bei 2500 Ohm zu 8 Ohm deutlich
besser als bei 5000 Ohm zu 8 Ohm.
Für mich - und bestimmt für viele andere - ist das "Radiotron
Designer's Handbook Third Edition" von 1941 eine Authorität für
Röhrenschaltungen. Schon im Kapitel 1 auf Seite 4 gibt es eine
Tabelle zum Thema Gitterwiderstand und Koppelkondensator. Für 250
Kiloohm wird 0,1uF als Kondensator genannt. Mein Verstärker hat
aber nur 0,022uF oder 22nF. Warum? Die Fußnote im Radiotron
erklärt: "On the basis of approximately 1dB loss per stage at 12.5
c/s". Weder mein Lautsprecher noch mein Ausgangsübertrager können
12,5 Hz liefern ...
Von Amp Books gibt es den Coupling
Capacitor Calculator. Wir rechnen das RC Glied R4, C4 aus
dem PL508 PCC88 Verstärker nach. Als "output impedance" nehmen wir
den Innenwiderstand der PCC88. Mit mu=33, S=12.5 ma/V und Ri=mu/S
ist 2.64 kOhm schnell ausgerechnet. Der Koppelkondensator hat 22nF
oder 0.022 uF. Der Gitterwiderstand Rv ist 330 kOhm und bei einem
Festwiderstand ist Volume setting 100%. Nach "recalculate" zeigt
uns der Rechner einen Gain (Dämpfung) von -0.36 dB bei 82 Hz. Nach
dem Spruch "ein dB ist kein dB" sind wir zufrieden.
Ein historischer Röhrenverstärker hat einen Röhrengleichrichter.
Einige Personen finden Röhrengleichrichter nötig für Röhrenklang.
Das mag bei schlecht dimensionierten Netzteilen mit
Röhrengleichrichter sogar korrekt sein. Der Hörer gewöhnt sich an
den Spannungseinbruch des Netzteils, wenn die Endröhren Strom
ziehen. Meiner Meinung nach sollte auch ein Netzteil mit
Röhrengleichrichter niederohmig sein und bei Volllast noch fast
die volle Speisespannung liefern.
Zu den hochohmigen Röhrengleichrichtern werden keine
Snubber-Kondensatoren parallel geschaltet. Bei niederohmigen
Halbleitergleichrichter sind Snubber-Kondensatoren nötig um
Störsignale aus dem Netzteil zu verhindern. Auch ist die
Brückenschaltung mit vier Halbleiterdioden viel häufiger als
Brückenschaltung mit Röhrengleichrichter.
Der einfachste Sparposten ist Halbleiter-Gleichrichter statt
Röhrengleichrichter. Eine Frequenzgang Anforderung von 100Hz bis
10kHz ist erreichbar mit günstigen Ausgangsübertrager, günstigem
Lautsprecher und "großer" Lautsprecherbox. Eine Bassreflexbox
sollte "good fidelity" von 60Hz bis 10kHz erreichen. Ein kleiner
4" Lautsprecher wie der Visaton R 10 S hat am unteren Ende
Schwierigkeiten. Ein größerer 8" Lautsprecher wie der Jensen MOD
8-20 am oberen Ende. Die Definition der Grenzfrequenz hat ihre
"Spezialitäten". Ein Detail ist die Referenzfrequenz und die
Wellenform. Das ist üblicherweise 1kHz Sinuston. Wird dB für
Spannungspegel benutzt, dann ist 6dB Abfall die halbe Lautstärke.
Für dB Leistungspegel ist 3dB Abfall die halbe Lautstärke. Wird
der Höreindruck benutzt, dann kann halbe Lautstärke auch 9dB
Abfall Spannungspegel bedeuten. Oder 1dB Abfall als Grenzfrequenz
definieren wie einige Highest Fidelity Anhänger es machen? Die
Definition Grenzfrequenz bei 6dB Spannungspegel Abfall ist am
Verstärker leicht zu messen. Beim Lautsprecher ist
Leistungsmessung üblich. Neben den Grenzfrequenz Werten gibt es
auch den Höreindruck. Der Höreindruck ist gut, wenn untere und
obere Grenzfrequenz zusammen passen. Das Telefonnetz arbeitet mit
Grenzfrequenzen 300Hz und 3400Hz, d.h. hohe untere Grenzfrequenz
und niedrige obere Grenzfrequenz. Nach meiner Meinung passen die
Werte 100Hz und 10kHz auch gut zusammen.
Frihu schrieb November 2014:
"Wenn Klang nicht klingt, wie klingt dann Klang? Also HiFi-mäßig.
Und überhaupt: Darf HiFi überhaupt klingen? Wenn’s nicht klingen
darf, was ist mit dem Klang? Andersrum: Wenn’s klingt habe ich
Klang. Kling-Klang.
Verwirrend? Machen Sie sich nichts
draus. Das ist normal. Willkommen im Club der Spinner, Verrückten
und den permanent gespaltenen Persönlichkeiten."
Bei 0% Klirrfaktor (THD) ist die Sache einfach: ein solcher
(Halbleiter-)Verstärker klingt neutral. Meine Theorie für guten
Klang bei (Röhren-)Verstärker ist: streng monoton fallende
Harmonische, d.h. die dritte Harmonische ist kleiner als die
zweite, die vierte ist kleiner als die dritte usw. Meine
Röhrenmodelle sind gut, aber nicht perfekt. Deshalb sage ich mit
kleiner Unsicherheit: Bis zu einer Ausgangsleistung von ungefähr 2
Watt lassen sich, mit wenig Geld, Single Ended UND Gegentakt
Verstärker mit streng monoton fallende Harmonische bauen. Die
größte Erkenntnis meiner Simulationen ist die Wichtigkeit des
Röhreninnenwiderstand Ri. Die 2A3, 300B und KT88 in
Triode-Schaltung sind bekannte niederohmige Röhren. Die von mir
benutzen PL508/EL508 und EL86/PL84 sind auch niederohmige Röhren.
Bei niederohmigen Röhren und Trioden-Schaltung ist keine
Gegenkopplung nötig. Der Feinschliff für streng monoton fallende
Harmonische erfolgt in der Vor- und Treiberstufe. Die Röhre UND
der Arbeitspunkt sind wichtig. Der Satz "Pentoden liefern k3,
Trioden liefern k2" ist ein AUSGANGSPUNKT, aber nicht die ganze
Geschichte.
Neben Trioden-Schaltung gibt Ultra-Linear Schaltung und QUAD Schaltung für Pentoden und Beam-Tetroden guten Klang. Für Lautstärke ist Pentoden Schaltung richtig. Siehe meine Seite Röhrenverstärker.
Verstärker, Lautsprecherbox und Raum sollen aufeinander
abgestimmt werden. Der Raum bzw. der Aufstellungsort der Box ist
wichtiger Teil des Höreindrucks. Tiefen- und Höheneinstellung mit
"Kuhschwanz"
(Baxandall) Einsteller oder Fender Tiefen/Mitten/Höhen Einsteller
sind dann nicht nötig. Eventuell die 8 Ohm Box mit den 4 Ohm
Anschluß des Verstärker verbinden für höheren Dämpfungsfaktor.
Mit Absicht gibt es auf dieser Seite nur Schaltungen mit
RC-Kopplung, individuellen Kathodenwiderstand und keinen "fixed
bias". Diese Schaltungsart ist robust gegen Bauteiletoleranzen und
Bauteilealterung. Weiterhin ist die dadurch die Kopplung der
Stufen minimal.
Die wichtigste Erfahrung aus 50 Jahren Elektronikbasteln ist:
"mehr hilft mehr" ist falsch. Es gibt immer einen optimalen Wert
für jedes Bauteil. Bei den vorgestellten Verstärkern ist 20%
Abweichung vom angegebenen Wert wenig Problem und für Elkos auch
typisch. Wichtig ist es die Spannungswerte für Kondensatoren und
die Leistungswerte für Widerstände einzuhalten. Für Widerstände
genügt 5% Toleranz.
Hier einige Stücke von YouTube um verschiedene Eigenschaften von
Verstärker und Lautsprecherbox zu hören:
Der harte Plektrum-Anschlag in "No Roots" war schwierig für den
PL508 PCC88 Verstärker bei voller Lautstärke und 2,5kOhm zu 8ohm
Übertrager. Bei 5kOhm zu 8ohm klingt es besser. Ein gutes Beispiel
für die Notwendigkeit von Lautsprecherdämpfung.
Der EL86 ECC81 PP Verstärker hat direkt nach Aufbau gut
funktioniert. Beim Fleetwood Mac Stück "Tusk" hat der Verstärker
bei voller Lautstärke "Knistergeräusche" bei Liedanfang und Einzug
der Marching Band produziert. Ursache war gemeinsamer
Kathodenwiderstand der Endröhren mit Elko. Manchmal ist ein
Energiespeicher mehr Nachteil als Vorteil.
Später hat Lautsprecherbox bei EL86 ECC81 PP, "Tusk" und voller
Lautstärke "gerappelt". Durch AÜ-Wicklung an Endröhre-Kathode
(ähnlich QUAD Schaltung) ist dies verschwunden.
Das alte LTSpice Triode Modell habe ich 2014 entwickelt, dies ist
die neue Version von 2024. Hilfreich waren die Informationen von Norman
L. Koren. Aktueller ist die Arbeit von Adrian
Immler von 2018. Gelobt werden auch die Modelle von Ayumi
Nakabayashi. John Harper
beschreibt die Röhren Formeln. Kern von jedem Triode Modell ist
die Child-Langmuir Formel Ia=S*(Va/mu+Vg)**1.5. Dabei ist
Ia=Anodenstrom, S=Steilheit in mA/V, Va=Anodenspannung,
mu=Spannungsverstärkungsfaktor und Vg=Gitterspannung.
Kern meiner LTSpice Modelle sind vier Funktionen: f() enthält eine
erweiterte Child-Langmuir Formel. Funktion Ia() vervollständigt
f() zur Ia Formel mit der Stromverteilungsformel nach Franz Tank
"Zur Kenntnis der Vorgänge in Elektronenröhren" von 1922, Ign()
ist die Formel für negative Gitterspannung und Igp() für positive
Gitterspannung. Der Übergang von negative auf positive
Gitterspannung findet bei Spannung Vw statt. Bei dieser Spannung
ist der Strom bei beiden Formeln Ign() und Igp() gleich.
In f() wird S*(Va/mu+Vg+Vc)**m anstelle von S*(Va/mu+Vg)**1.5
benutzt. Die Kontaktspannung Vc wurde von van der Bijl im Buch "The
thermionic vacuum tube and its application" von 1920
beschrieben: "represents an intrinsic potential difference between
the filament and the system constituted by the grid and plate".
Terman schreibt im Buch "Electronic and Radio Engineering" von
1955: "a correction to take into account the contact potential
existing between plate and cathode and also the effective velocity
of emission of the electrons. Each of these corrections ordinarily
amounts to less than 1 volt".
Van der Bijl schreibt 1920 über den Exponent 1.5: "This is the
so-called 3/2-power equation first derived by Child ... The
logarithmic plot of the characteristic is steepest at the lower
voltages where the slope may be as high as 2,5. As the voltage
increases the slope of the logarithmic plot decreases until
finally it becomes less than unity when saturation is approached."
Meiner Meinung nach ist die Änderung des Exponenten keine gute
Erweiterung der Child-Langmuir Formel. Nach etlichen Versuchen
habe ich aus dem Ausdruck Va/mu den Audruck Va**q/mu gemacht mit q
eine Konstante ungefähr 1,055. Aus S wurde S+dS*sqrt(uramp(-Vg))
mit dS eine Konstante ungefähr 1.64e-3. Meine erweiterte van
der Bijl Formel ist somit:
(S+dS*sqrt(uramp(-Vg)))*(Va**q/mu+Vg+Vc)**1.5.
Mein Röhrenmodell erzeugt zuerst für eine Gitterspannungs-Linie
aus dem Datenblatt eine mathematische Näherungen (potenzielle
Regression), meistens für Vg=0V. Dazu werden Va, Ia Werte aus dem
Datenblatt gelesen und ins Spreadsheet eingetragen. Für eine
zweite Gitterspannungs-Linie werden Va, Ia Paare ebenfalls ins
Spreadsheet übertragen. Dann werden die passenden Werte von zuerst
q und dann dS im Spreadsheet ermittelt. Dabei bestimmt q die
Cutoff-Spannung, d.h. Va bei Ia=1uA und dS bestimmt die Steigung.
Mit den Parametern können zwei Gitterspannungs-Linien in gute
Deckung zwischen Simulation und Dartenblatt gebracht werden. Die
Gitterspannungs-Linien dazwischen werden "gleichmäßig" verteilt.
Das passt für Kerbgitter-Röhren besser als für Spanngitter-Röhren.
Über die Stromverteilung zwischen Anode und Schirmgitter bei
Pentode und Beam Tetrode schreibt Spangenberg im Buch
"Fundamentals of Electron Devices" von 1957: "No simple analytical
form of this function is known ... when plate voltage is zero, all
the space current goes to the screen and none to the plate. When
the plate voltage equals the screen voltage, the ratio odf plate
to screen current will be nearly equal to the ratio of area
between screen-grid wires to the projected area of the wires.
Beyond this the ratio of currents will increase slowly with the
ratio of voltages."
Typisch für meine Morphing-Formeln ist, daß zwei Linien gute
Übereinstimmung haben. Für E88CC sind dies Vg=0V und Vg=-6V. Die
anderen Linien haben Abweichungen. Der Subcircuit:
Die van der Bijl Formel von 1920 und die Tank Formel von 1922
sind im Jahr 2024 immer noch der Kern meiner Elektronenröhre
Modelle. Mich erstaunt das tiefe Verständnis der beiden Herren.
1922 war weder die Pentode noch die Beam Tetrode entwickelt! Meine
neuen Parameter q und dS lassen sich gut und "rückwirkungsfrei" in
die alten Formeln einbauen. Die Simulation erfolgt schnell und
gut. Ich bin mit meinen Modellen zufrieden. Dank potenzielle
Regression in LibreOffice Calc kann jeder aus Datenblatt oder
Trace selbst Modelle bauen. Hier einige Rechenblätter:
ECC81Rechenblatt q3 Modell
E83CC Rechenblatt q3 Modell
E88CC Rechenblatt q3 Modell
PCC88 Rechenblatt q3 Modell
ECC99 Rechenblatt q3 Modell
E84L Rechenblatt q3 Modell
EL86 Rechenblatt q3 Modell
PL508 Rechenblatt q3 Modell
KT66 Rechenblatt q3 Modell