Sana Sano Selbstverteidigung

Autor: Andre Adrian
Version: 30.Apr.2017

Sana Sano (Körper Geist) Training

Der Ausspruch  von Juvenal: "Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano (Beten sollte man darum, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei)" kann auf verschiedene Weise interpretiert werden. Die Interpretation bei Sana Sano ist: Mit den Mitteln des Geistes ein Training ausführen welches den Körper gesund hält. Sana Sano verbessert die Schmerzschwelle, die Sehnen, die Muskulatur und die Knochendichte. Sana Sano verlangsamt den Muskel- und Knochenschwund im Alter. Die Eisenhand-Übung hilft dem Autor gegen Sehnenscheiden Schmerzen. Sana Sano ist Selbstverteidigung. Sana Sano ist kein Kampfkunst-Ballett. Sana Sano benutzt Ideen von Shaolin (Eisenhand, Iron Palm), Kung Fu Drunken Boxing (minimale Muskelspannung) und des russischen Systema nach Mikhail Ryabko und Vadim Starov (Schmerz weg Hecheln).
Gemäß einer Latein-Kennerin ergibt der Ausdruck "Sana Sano" keinen Sinn. Der Ausdruck "sano et sana" kann als normal und gesund übersetzt werden.
Das Ziel von Sana Sano ist Ruhe und Frieden in Geist und Körper, auch in einer Kampf-Situation. Der Weg zur Entspannung von Geist und Körper führt über Schmerzempfinden reduzieren und Muskeln entspannen. Trainiert werden bei Sana Sano die Nerven-Enden, die Sehnen, die Knochen und die Muskeln. Eine hohe Schmerzschwelle der Nerven-Enden hilft im Zustand von Ruhe und Frieden zu bleiben auch wenn Schläge des Gegners treffen. Sehnen "stoppen" bei Sana Sano die Techniken. Kräftige Sehnen melden keine Schmerzen bei diesen Bewegungen. Knochen übertragen die Kraft von dem eigenen Körper in den Körper des Gegners. Kräftige Knochen und Gelenke sind nötig um große Kräfte zu übertragen. Die Kraft wird in den Muskeln erzeugt. Kraft ist Masse mal Beschleunigung, deshalb sind schnelle Muskeln wichtiger als große Muskeln. Der Körper von Bruce Lee zeigt welche Muskeln für schnelle Bewegungen wichtig sind. Die Unterarme sind schmächtig, die Oberarme sind schon kräftiger und die Rückenmuskeln sind extrem ausgeprägt. Dieser Körperbau ist für Schwimmer typisch.

Bruce Lee
Bruce Lee Brust
Bruce Lee Kreuz

Bilder: Bruce Lee in dem Film "Way of the Dragon" von 1972. Bruce Lee hatte keinen Bodybuilder-Körper, aber einen Kung Fu Körper.



Bild: Bruce Lee hatte ausgeprägte Hornhaut an den Fingerknöcheln.

Aufwärmen

Der Autor sieht in Aufwärm-Übungen keinen Nutzen. Deshalb werden hier keine Aufwärm-Übungen vorgestellt. Natürlich kann jeder soviel Aufwärm-Übungen durchführen wie er oder sie will.

Wachstumsgeschwindigkeit Muskeln, Sehnen, Knochendichte

Muskeln wachsen schnell, Sehnen, Gelenke und Knochen wachsen deutlich langsamer. Wer Muskelberge züchten will ist beim Bodybuilding Training besser aufgehoben. Sehnen wie Taue und Knochen wie Stahl sind schon mehr das Ziel von Sana Sano Training. Wichtig ist es dem Körper Zeit zu lassen. Durch das Training soll das Wachstum von Sehnen, Gelenken und Knochen angeregt werden. Die Anforderung durch das Training muss genügen um einen Wachstumsanreiz auszulösen. Danach ist Geduld gefragt. Die Zellen bilden sich optimal neu wenn das Training einen Wachstumsanreiz gibt aber zu keinem Verschleiß führt. Muskelkater oder Gliederschmerzen sind immer ein Zeichen von Verschleiß. Welchen Sinn hat es durch das Training Zellen "kaputt zu machen"? Für den Anfänger bedeutet dies: Es braucht ein halbes Jahr Anreiz um erste Erfolge zu sehen. Es braucht Jahre um Sehnen und Knochen zu ertüchtigen. Diese Zeiten lassen sich nicht verkürzen. Das Training muss weitergeführt werden um den Zustand zu halten. Ohne ständigen Anreiz werden die Zellen wieder abgebaut.

Körperliche Änderungen

Das Eisenhand-Training führt zu körperlichen Änderungen. Ein sichtbares Zeichen ist die Hornhaut auf den Fingerknöcheln. Ein weniger sichtbares Zeichen ist das V-förmige Kreuz. Die meisten Mitmenschen bemerken weder die eine noch die andere Änderung.




Bild links: Die dunklen Stellen an den Fingerknöcheln sind Hornhaut durch die Schlagkissen-Übung. Bild rechts: V-förmiger Oberkörper.





Bilder: Jackie Chan torkelt im Drunken Boxing Stil (aus dem Film Drunken Master, 1978)

Hände Klatschen Übung

Die Hände Klatschen Übung ist eine Vorbereitung für die Eisenhand Übung. Diese Übung vermittelt zwei Lektionen. Einmal trainiert sie den Handteller-Schlag. Zweitens konditioniert sie das keuchende Ausatmen bei jedem Schlag.
Bei der Hände Klatschen Übung zeigen die Finger der rechten Hand nach links oben und die Finger der linken Hand nach rechts oben. Die beiden Handflächen bilden einen rechten Winkel (90° Winkel). Wenn sich die beiden Handflächen treffen und das Klatsch-Geräusch entsteht wird ausgeatmet. Das Ausatmen ist dabei ein kurzes Keuchen. Ein "Kampfschrei"-Ausatmen ist nicht sinnvoll, sondern nervt nur den Trainer. Je lauter und tiefer das Klatschen klingt umso besser. Um Klatschen und Ausatmen im Takt zu üben sollen die Hände beim Klatschen den Bauchnabel berühren. Das keuchende Ausatmen wird mit einer Zwerchfell-Bewegung erzeugt. Die Hände bewegen sich zum Klatschen in Richtung Bauchnabel. Durch die Zwerchfell-Kontraktion bewegt sich der Bauchnabel in Richtung Hände.

Eisenhand (Iron Palm) Übung

Die Eisenhand Übung hat mehrere Ziele. Es wird die Schmerzschwelle an Hand und Unterarm angehoben. Weiterhin werden die Knochenstruktur und Sehnen gestärkt und die Muskeln trainiert.
Bei der Eisenhand Übung wird mit dem Handteller der einen Hand auf Hand und Unterarm des anderen Armes geklatscht. Nach der Eisenhand Übung wird Arm und Hand mit Franzbranntwein oder Dit da jow (Eisenhand Wein) eingerieben. Während der Übung darf die geschlagene Haut spannen. Nach dem Einreiben mit dem Kräuter-Alkohol müssen diese Empfindungen verschwinden. Falls nicht wurde zu lange und zu hart trainiert. Muskelschmerzen oder Blutergüsse sind nicht Ziel von Sana Sano.
Durch die Gewöhnung von Haut, Sehnen, Muskeln und Knochen an die Schläge kann der Übende immer stärker schlagen. Auch wenn die Haut irgendwann nicht mehr spannt ist die Eisenhand Übung weiterhin nötig. Ohne das Stimulieren durch die Übung werden die aufgebauten Sehnen, Muskeln und Knochen wieder abgebaut. Was nicht mehr benötigt wird, wird auch nicht mehr bereitgestellt.



Bild oben: Nussknacker Übung von Jackie Chan (Drunken Master, 1978).
Bild unten: Handgelenk Training (Drunken Master, 1978). Die Verletzungsgefahr ist hoch bei dieser Übung!

Schmerz weg Hecheln Technik

Das Ziel von Sana Sano ist nicht "Lernen durch Schmerz" oder "Training bis zum Muskelkater und weiter". Schmerzen können immer auftreten. Ein Hexenschuss ist ein gutes Beispiel. Eine unglückliche Bewegung und ein intensiver Schmerz passiert. Die Schmerz weg Hecheln Technik wird von Frauen trainiert um die Schmerzen bei der Geburt zu reduzieren. Bei der Hecheln Technik wird durch Zwerchfell-Bewegung schnell ein- und ausgeatmet. Die für Männer wichtige Erkenntnis ist: Die Hecheln Technik hilft bei jedem Schmerz, nicht nur bei Wehen-Schmerzen.

Knie Stand Übung

Entspannte Muskeln sind schnelle Muskeln. Ein starker Schlag beginnt in den Füßen. Die Füße fixieren den Körper am Boden. Über eine Bewegung der Knie, der Hüfte, des Oberkörpers und des Arms wird die Kraft von möglichst vielen Muskeln in den Schlag gelegt. Ein Sana Sano Schlag mit weit ausholender Schwungbewegung soll Knochen, Holz und Beton brechen.
Bei der Knie Stand Übung stehen die Füße in einem "angenehmen" Abstand nebeneinander. Die Kniekehlen sind leicht gebeugt. Im ganzen Körper ist die minimale Muskelspannung, gerade genug um im Stand zu bleiben. Die Arme baumeln locker (minimale Muskelspannung) nach unten. Nun werden die Knie schnell aufeinander zu und voneinander weg bewegt. Die Knie wackeln. Die Oberschenkel- und Unterschenkel-Muskeln sollen "schwabbeln". Je mehr die Muskeln frei schwingen umso kleiner ist die Muskelspannung. Sana Sano besteht wie der Kung Fu Stil Zui Quan (Drunken Fist, Drunken Boxing, Eight Immortals) aus minimaler Muskelspannung vor dem Schlag, maximaler Muskelspannung während dem Schlag und minimaler Muskelspannung nach dem Schlag.
Die Knie Stand Übung kann gut mit der Schmerz weg Hecheln Übung kombiniert werden.

Hüfte Stand Übung

Die Hüfte Stand Übung ist die Fortsetzung der Knie Stand Übung. Es wird die gleiche Ausgangsposition benutzt. Diesmal wird möglichst schnell mit der Hüfte gewackelt. Die Oberschenkel- und Bauch-Muskeln sollen "schwabbeln". Die Hüfte Stand Übung erinnert an Bauchtanz. Auch dort bringt eine Hüftbewegung den "Bauchspeck" der Tänzerin zum Beben. Die Hüfte Stand Übung kann gut mit der Schmerz weg Hecheln Übung kombiniert werden. Das "Hüfte Wackeln" ist eine Qigong Übung. Die einfachste Übersetzung für Qigong ist "richtiges Atmen". Qigong oder Qi Gong wird von einigen (im Westen) als Ersatz-Religion benutzt. Dies ist möglich. Mir ist es wichtig zu sagen das Training ohne Glauben möglich ist. Ob Training mit Glauben besser funktioniert als ohne soll jeder selbst entscheiden.

Bild: Ama Lia Wai Ching Lee zeigt "Bauchtanz" Qigong Übung um 1:25. Bild anklicken für Youtube-Video.

Hantel Übung

Die Sana Sano Hantel Übung führt die Knie und Hüfte Stand Übungen weiter. Minimale Muskelspannung ist auch bei der Hantel Übung wichtig. Der Übende steht bei der Hantel Übung entspannt da. Jede Hand hält eine Hantel. Alle Muskeln sind locker. Die Muskelspannung reicht gerade aus um den Körper im Stand zu halten. Nun werden ausschließlich die Muskeln angespannt welche zur Bewegung der Hanteln nötig sind. Es werden nur die Beuge-Muskeln angespannt, die Streck-Muskeln bleiben locker. Um die Muskelspannung der anderen Muskeln im Körper zu prüfen wird während der Hantel-Übung der Oberkörper bewegt. Bei jedem "Hantel-Pumpen" wird der Oberkörper ein wenig weiter nach vorne oder hinten oder rechts oder links bewegt. Nachdem die Beugemuskeln die Hantel gegen die Schwerkraft bewegt haben, werden die Beugemuskeln entspannt. Die Sehnen stoppen die Bewegung der Hanteln nach unten, nicht die Streckmuskeln.
Die Entspannung der Streckmuskeln erlaubt dem Übenden länger und häufiger die Hanteln zu pumpen und weniger Muskelkater zu bekommen. Die "stramme" Haltung bei anderen Kampfsport Arten bewirkt die gleichzeitige Anspannung von Beuge- und Streckmuskeln. Der Beugemuskel muss dann nicht nur die Hantel bewegen, sondern der Beugemuskel muss auch den Streckmuskel "überwinden". Dieses gegeneinander Arbeiten der Muskeln führt zu langsamen und schwachen Techniken. 

Faust Schlag Übung 1

Fast jeder Kampfsport hat eine Faustschlag Übung. Ziel bei Sana Sano ist ein schneller Faustschlag. Die Geschwindigkeit der Faust wird mit einer Kerze getestet. Etwas außerhalb der Reichweite des Faustschlages steht eine brennende Kerze. Der Luftzug des Faustschlages soll die Kerze ausblasen. Bei Sana Sano wird jede Technik "durchgezogen". Bei der Selbstverteidigung will man die komplette Reichweite der Faust nutzen und man will einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Jeder Übende wird schnell lernen das die Kerzen Faustschlag Übung am besten gelingt wenn vor der Bewegung die Muskeln entspannt werden. Verkrampfte Muskeln sind langsame Muskeln. Weiterhin wird der Übende schnell lernen das Leistungsdruck ebenfalls kontraproduktiv ist. Der drängende Gedanke "Ich muss die Kerze aus-boxen" ist ein Gedanke welcher Hirnleistung frisst welche für die Muskelsteuerung nicht mehr zur Verfügung steht. Es ist besser wenn keine verbalen Gedanken im Kopf kreisen sondern nur die nicht-verbalen Gedanken "Ziel fixieren, Bewegungsablauf durchführen" im Kopf sind. Körperlich und geistig entspannt (locker, frei, leer) zu sein ist nötig um die Kerzen aus-boxen Übung zu meistern.
Nachdem die erste Kerze mit der Faust ausgeblasen wurde kann die Übung schwieriger gestaltet werden. Die nächste Kerze ist dicker, hat einen größeren Durchmesser. Dadurch kommt die Faust nicht mehr so nahe an die Kerzenflamme heran und die Übung wird schwieriger.
Ein Faust Schlag gegen ein Schlagkissen trainiert die Kraft. Die traditionelle Füllung des Anfänger-Schlagkissen sind Mungbohnen. Linsen oder Erbsen sind auch geeignet. Das Schlagkissen wird an die Wand gehängt. Wird das Training regelmäßig durchgeführt entsteht Hornhaut auf den Fingerknöcheln. Die Hornhaut ist ein gutes Anzeichen für Eisenhand Training. Früher waren verfärbte Hände (Eisenrost und Dit da jow Überreste) das Zeichen. Heute sind verfärbte Hände mehr ein Zeichen von Angeberei.

Faust Schlag Übung 2

In der Übung 1 ist das Schlagkissen an der Wand montiert. In der Übung 2 liegt das Schlagkissen auf dem Boden. Knien Sie sich hin und stützen Sie sich vorne mit etwas gebeugten Armen ab. Wenn möglich wird der Kopf (die Stirn) durch eine Unterlage abgestützt. Bei dieser Übung sind große Teile des Körpers "fixiert". Es ist deshalb einfach möglich den Bewegungsablauf zu fühlen. Die Kraft kommt aus der Bewegung des ganzen Körpers. Wer nur den Arm beim Schlag auf und ab bewegt entwickelt keine Kraft. Erst wenn die Schulter, der Rücken, die Hüfte und sogar die Knie sich mit dem Schlag bewegen entsteht Kraft. Durch die Fixierung ist dieses "Mitgehen" der Muskeln schwieriger und auch leichter. Es ist schwer möglich in dieser Stellung einen falschen Bewegungsablauf zu trainieren. Wird auf einem harten Boden (Parkett) trainiert sollten die Knie mit einer dünnen Unterlage gegen Abschürfungen geschützt werden. Es ist sinnvoll kurze, schnelle Schläge und weiter ausgeholte, langsamere Schläge abzuwechseln. Für einen kurzen Schlag sind die Knöchel ungefähr 7 Zentimeter von dem Schlagkissen entfernt, bei einem langen Schlag 15 Zentimeter. In einer typischen Trainingseinheit werden Hunderte von Schlägen absolviert. Der Anfänger sollte sich um jeweils 10 Schläge steigern und spätestens dann aufhören wenn das Blut in den Ohren rauscht.


Bild: Stellung für Faustschlag Übung 2. Das Schlagkissen wird auf den Boden gelegt. (Grafik von Techniker Krankenkasse/Verband für Turnen und Freizeit, Hamburg).

Arme kreisen Übung

Bei der Arme kreisen Übung steht man locker mit leicht gespreizten Beinen. Beide Arme kreisen vor dem Körper. Wenn der eine Arm linksherum kreist, kreist der andere Arm rechtsherum. Die Hände kommen sich am untersten Punkt, im Schritt, und am obersten Punkt, über dem Kopf, am nächsten. Keuchendes Ausatmen erfolgt wenn beide Hände unten sind. Darauf achten das die Hände nicht "zusammen knallen". Am besten werden die Hände zu einer leichten Faust geballt. Die Arme sollen schnell und kraftvoll kreisen. Auch hier sollte der Anfänger die Anzahl der Kreisbewegungen um jeweils 10 Bewegungen steigert. Trainiert wird wieder bis das Blut in den Ohren rauscht. Dann wird solange pausiert bis der Pulsschlag wieder ruhiger wird. Nun wird die gleiche Übung wiederholt oder die nächste Übung begonnen. Ziel beim Sana Sano Training ist den Körper schnell auf "volle Drehzahl" zu bringen, dann "beruhigen", dann wieder "volle Drehzahl".

Unterarm Block Übung

Das Gegenstück zum Schlag ist der Block. Bei Sana Sano ist jeder Block ein Konter. Für die Block Übung ist ein Sandsack oder eine zweite Person mit Pratzen (Schlagpolster) sinnvoll. Der Block wird gegen den Sandsack oder gegen die Pratze geführt. Je stärker der Sandsack pendelt umso besser war der Block. Der Übende wird schnell lernen das eine "Schwungbewegung" (ballistische Bewegung) den kräftigsten Block ergibt. Bei der Schwungbewegung ist das Schultergelenk der Drehpunkt, die Schulter-Muskeln sind der Antrieb und der Unterarm ist die Kraftübertragung. Bei Sana Sano wird der Block nicht durch Muskeln gestoppt sondern durch die Gelenke und Sehnen. Durch die Eisenhand Übung sollen zuerst die Muskeln, Knochen und Sehnen gestärkt werden. Gibt es Schmerzen im Gelenk oder an den Sehnen ist die Block Übung zu stoppen. Zuerst die Grundlagen schaffen! Sana Sano ist ein Training ohne Schmerzen.

Hammer Schlag Übung

Der Hammer Schlag trifft üblicherweise den Brustkasten und soll die Nerven lähmen welche die Muskeln steuern - so wie bei "eingeschlafenen Beinen". Die Hand bildet eine Faust. Die Handkante ist der "Hammer" welcher von oben zuschlägt. In der Übung schlägt die eine Hand auf den Handteller der anderen Hand. Die "empfangende" Hand bildet eine Schale. Nicht auf die Daumenknochen im Handteller schlagen! Handrücken und Unterarm der empfangenden Hand bilden eine Linie, das Handgelenk ist nicht abgewinkelt. Bei jedem Hammerschlag soll ein lautes Klatschen zu hören sein. Dann trifft die Handkante richtig und sendet "Schockwellen" in das Gewebe. Bei jedem Sana Sano Schlag wird keuchend ausgeatmet. Die Hammerschlag Übung kann auch gegen ein Schlagkissen geführt werden. Für erste Übungen genügt ein gefaltetes Handtuch. Wenn das Handtuch zu "weich" wird sollte man zum Schlagkissen greifen.

Handteller Schlag Übung

Der Handtellerschlag wird üblicherweise gegen die Ohren geführt. Wer schon einmal eine "schallende Ohrfeige" erhalten hat weiß wie unangenehm ein Schlag gegen das Ohr ist. Selbstverteidigung ist die Kunst als unterlegener Gegner (weniger Körpergewicht, weniger Körpergröße) einen Kampf nicht zu verlieren. Beim Handtellerschlag gelten für die "empfangende" Hand die gleiche Regeln wie beim Hammerschlag: Handrücken und Unterarm der empfangenden Hand bilden eine Linie. Je lauter das Klatsch-Geräusch umso besser war der Schlag.

Schwangere Frau Gang Übung

Hochschwangere Frauen "schieben" den Bauch vor sich her. Bei der Schwangeren Gang Übung ist die Hüfte nach vorne geschoben, Füße und Oberkörper nach hinten gezogen. Der Kopf ist senkrecht über den Füßen. Die Arme baumeln locker (minimale Muskelspannung) nach unten. In der Ausgangsposition des Schwangeren Gang sieht der Körper von der Seite aus wie der Buchstabe D. Ein Fuß wird nach vorne bewegt ("geschoben"). Dabei soll der Fuß nur wenig angehoben werden. Beim Aufsetzen des Fußes erfolgt leichtes Ausatmen aus dem Zwerchfell heraus. Das Körpergewicht ruht bei der Fuß Vorwärts Bewegung auf dem hinteren Fuß. Nachdem der Fuß aufgesetzt wurde wird der Körper nach vorne geschoben. Dabei ändert sich nur die Position von Hüfte zu Füßen. Die Position Kopf zu Hüfte bleibt gleich - der obere Teil des Körpers bleibt in D Form. Durch leichtes Schlenkern von Armen und Oberkörper kann geprüft werden ob während des ganzen Bewegungsablaufes minimale Muskelspannung vorliegt.

Abwehr

Hat der Gegner ein Messer ist der Kampf sehr gefährlich. Am besten weglaufen! Ist Weglaufen nicht möglich, dann ist die erste Sana Sano Regel für die Abwehr: Abstand halten! Einem Angriff mit der Hand die ein Messer führt wird ausgewichen oder mit einem niedrigen(!) Fußtritt gekontert. Die zweite Regel ist: Für jeden Angriff werden unterschiedliche Abwehr Möglichkeiten benutzt. Der Gegner darf sich nie sicher sein welche Abwehr erfolgt.

Abwehr Messerangriff

Ein Fußtritt gegen das Schienbein oder gegen das Sprunggelenk ist eine Abwehrmöglichkeit. Der Tritt erfolgt mit den Fußballen. Die Zehen werden nach oben "gebogen" damit die Knochen der Zehen nicht brechen. Die Fußballen werden mit einem Eisenhand Training gestärkt. Der Tritt gegen das Schienbein hat bei der Selbstverteidigung mehrere Vorteile. Das Schienbein ist weit weg von dem Messer, ein Gegenangriff mit dem Messer gegen den Fußtritt ist unwahrscheinlich. Ein Tritt gegen das Schienbein ist schmerzhaft. Schmerzen im Gegner verursachen ist immer gut. Schmerzen stören die Konzentration, Schmerzen wecken die Kampf-oder-Flucht Reaktion: Entweder flüchtet der Gegner oder das durch die Kampfreaktion ausgeschüttete Adrenalin macht den Gegner dumm.
Ein Kombination aus (an getäuschter) Faustschlag und Tritt/Schlag ist eine andere Abwehrmöglichkeit. Der übliche Bewegungsablauf ist: Mit einer Seite (rechts oder links) einen Faustschlag an täuschen. Mit der anderen Seite einen Tritt gegen das Schienbein oder einen Schlag ausführen. Wie schon oben gesagt: Der Gegner darf sich niemals sicher sein welche Abwehr auf seinen Angriff erfolgt.

Abwehr Fußtritt




Bilder: Cyrus Washington (Muay Thai) führt hohen Tritt aus, Yi Long (Shaolin, gelbe Hose) zieht ihm das Standbein weg.

Ein Fußtritt welcher sein Ziel erreicht ist schmerzhaft. Bei jedem Fußtritt hat der Angreifer keinen festen Stand. Die Nachteile (kein fester Stand) überwiegen für den Autor beim Tritt die Vorteile (große Reichweite, große Kraft). In dem Video Yi Long gegen Cyrus Washington sieht man deutlich die Strategie von Yi Long gegen die Tritte von Cyrus Washington: In den tretenden Gegner hineingehen und entweder das Standbein wegtreten oder das Bein fangen. In beiden Fälle stürzt Cyrus zu Boden. Am Boden liegen ist sehr schlecht. Die Tritte mit Drehung sind besonders für den Gegenangriff von Yi geeignet: Die Drehbewegung muss einen noch längeren Weg zurücklegen als ein gerader Tritt. Yi hat noch mehr Zeit in seinen Gegner hineinzugehen und das Bein zu fangen.
Allgemein ist zu sagen, die Beine können nicht so schnell bewegt werden wie die Arme. Hohe Tritte müssen den längsten Weg zurücklegen: vom Fuß am Boden bis zum Fuß am Kopf des Gegners. Solche langsamen Angriffe laden geradezu zum Gegenangriff ein: Yi bewegt sich schnell auf seinen Beinen in Cyrus hinein. Gleichzeitig zur Beinbewegung von Yi zielt er mit seinen Fäusten auf den Kopf von Cyrus. Während Cyrus nur sein Bein bewegt, bewegt Yi seine Beine und seine Arme. Schon allein mit dieser grundlegenden Taktik, gleichzeitig gehen und schlagen, überrascht Yi immer wieder Cyrus und durchbricht ohne Probleme die Deckung von Cyrus. Das Cyrus fast immer mit dem gleichen Bein tritt ist eine weitere Schwäche. Yi weiss vorher welches das Standbein ist, welches wegzutreten ist. Oder auch wenn Cyrus einen Tritt mit Drehung macht, in welche Richtung Cyrus sich drehen wird. Allgemein gilt, beide Arme und beide Beine trainieren. Sind beide Arme und Beine gleich gut trainiert, sind doppelt soviel Angriffe möglich als wenn nur ein Arm und ein Bein trainiert sind. Die Idee ein Angriffs-Arm und ein Verteidigungs-Arm sind veraltet. Besonders wenn der Angreifer gleichzeitig mit einem Arm einen hohen Angriff auf den Kopf und mit dem anderen Arm einen mittleren Angriff durchführt ist die Taktik des Verteidigungs-Arm mangelhaft.
Jeder Kämpfer versucht seinen "Platz" zu behaupten und will nicht vom Gegner gegen eine Wand oder einen Abgrund getrieben werden. Wenn der Selbstverteidiger eine Hand oder einen Fuß seines Gegners unter seine Kontrolle bringt, bringt er den Gegner unter seine Kontrolle. Achtung: Die Kontrolle nicht leichtfertig wieder aufgeben. Wenn uns der Gegner seine Hand oder seinen Fuß "schenkt" dann behalten wir dieses Geschenk bis der Kampf vorbei ist! Wird der Fuß gefangen ist als Gegenangriff eine einfache Vorwärts-Bewegung zweckmäßig. Einmal wird der eigene Raum vergrößert. Dann wird die Stabilität des Gegners weiter geschwächt. Im besten Fall fällt der Gegner auf den Rücken. Um bei der Selbstverteidigung den Kampf nicht zu verlieren gilt die Regel: "bringe ihn zu Boden, mache ihn ohnmächtig (take'em down, take'em out)". Anstelle eines Knock Out genügt es oft dem Gegner genügend viele Schmerzen zu bereiten damit die Kampf-Reaktion in die Flucht-Reaktion umschlägt. Fußtritte in die Seite sind schmerzhaft und bei einem Gegner dessen Bein immer noch vom Selbstverteidiger kontrolliert wird leicht möglich. Wer es "unfair" findet auf einen Gegner am Boden einzutreten sollte an die Prämisse der Selbstverteidigung denken: Selbstverteidigung ist nötig wenn der Gegner größer oder schwerer oder bewaffnet ist und die Situation kein Kampfspiel sondern brutale Realität ist. Wer nun immer noch den Gegner schonen will kann gegen den Oberschenkel treten. Wird die richtige Stelle getroffen kann der Gegner für eine gewisse Zeit bestimmte Beinmuskeln nicht mehr bewegen, d.h. das Aufstehen fällt ihm schwer.



Bild links: Kampf zwischen Yi Long (Shaolin, gelbe Hose) und Kickboxer (schwarze Hose). Der Shaolin fängt den hohen Tritt des Kickboxers.
Bild rechts: Der "einbeinige" Kämpfer wird zuerst nach hinten geschoben und dann umgeworfen. Bild anklicken für Youtube-Video.

Der Tick-Tock Kampfstil

Die Amateurboxen Regeln sind: Ein Kampf wird normalerweise in drei Runden von je drei Minuten Länge ausgetragen, zwischen den Runden gibt es jeweils eine Minute Pause. In einer Selbstverteidigungssituation kann man nicht auf einen Gong nach 180 Sekunden hoffen. Der Tick-Tock Kampfstil erlaubt ausdauerndes Kämpfen. Die Idee bei Tick-Tock ist einfach. Der Selbstverteidiger wählt ein Kampfgeschwindigkeit (Anzahl Schläge/Tritte pro Minute). Kämpft der Gegner schneller als gewünscht verteidigt der Tick-Tock Kämpfer nur noch und hält soweit als mögliche seinen Tick-Tock Takt. Kämpft der Gegner, vielleicht wegen Erschöpfung, langsamer als der Tick-Toc Kämpfer dann beschleunigt der Tick-Tock Kämpfer. Seine Geschwindigkeit kann der Tick-Tock Kämpfer dauerhaft halten. Der Tick-Tock Kämpfer erwartet das seine Kondition länger durchhält als die des Gegners.
Die übliche Schlägerei dauert Sekunden. Der Angreifer überrascht das Opfer und bringt es zu Boden. In einer solchen Situation ist ein ausdauernder Kampfstil nicht nötig.

Der geistige Fokus

Manche Dinge entstehen weil man an sie glaubt. Der geistige Fokus ist so ein Ding. Der geistige Fokus ist Teil des bewussten Denkens. Man lenkt durch den geistigen Fokus die Aufmerksamkeit in den eigenen Körper. Oft wird der geistige Fokus auf einen "Schmerzherd" im Körper gerichtet und dann der Schmerz durch die Schmerz weg Hecheln Technik reduziert. Der geistige Fokus kann aber auch auf die Hände gelenkt werden um "warme Hände" zu erzeugen oder auf das Herz gerichtet werden um einen "ruhigen Herzschlag" zu erzeugen. Die wichtigste Nutzung des geistigen Fokus ist die geistige Beruhigung. Die Kampf-oder-Flucht Reaktion (Fight-or-flight) schüttet Adrenalin aus. Adrenalin macht dumm. Bei Sana Sano will man im Kampf nicht dumm sein. Der geistige Fokus hilft dem bewussten Denken die Kontrolle über den ganzen Körper während des Kampfes zu behalten. Es wird gekämpft wie ein Chirurg, nicht wie ein Berserker.

Ich will mich nicht fürchten, denn die Furcht tötet das Bewusstsein.
Ich werde ihr ins Gesicht sehen und sie wird mich durchdringen.
Und wenn sie gegangen ist
wird nichts übrigbleiben, nichts außer mir selbst.

(Furcht Litanei der Bene Gesserit)

Das dritte Auge

Einige halten die Zirbeldrüse im Gehirn für das dritte Auge. Bei Fischen, Amphibien, Reptilien und vielen Vögeln ist die Zirbeldrüse noch selbst lichtempfindlich. Es genügt aber das dritte Auge als einen Pseudo-Gegenstand zu betrachten. Ein gewisse Sichtweise wird "verdinglich" um einfacher darüber reden zu können. Der Begriff "das dritte Auge" klingt mystisch. Ein moderner Begriff, der vielleicht weniger irritiert, ist "Auge der Konditionierung". Das dritte Auge ist das Sehorgan mit dem die Konditionierung sieht. Durch das Training werden Bewegungsabläufe angeeignet. Idealerweise laufen diese Bewegungsabläufe ohne bewusstes Denken. Das Großhirn ist entspannt und hat die Aufgabe die "Kampf-oder-Flucht Reaktion" des Reptilhirn zu vermeiden. Bruce Lee schreibt in Tao des Jeet Kune Do: "Lass den Körper und die Gliedmaßen selbst ihren Weg gehen, in Übereinstimmung mit der Disziplin, die sie erfahren haben". Die Disziplin ist die Konditionierung. Blind finden die Gliedmaßen nicht den richtigen Weg. Die normalen Augen lösen die "Kampf-oder-Flucht Reaktion" aus. Das "dritte Auge" leitet die Gliedmaßen ohne Emotionen. Über den Kampf ohne Emotionen schreibt Bruce Lee: "Aber im echten Kampf muß sein Geist ruhig sein, und nicht abgelenkt. Er [das Reptilhirn] muss das Gefühl haben, dass nichts Ernstes passiert ... Sein Verhalten sollte in keiner Weise von seinem alltäglichen Verhalten abweichen, es muss keine Veränderung in seinem Ausdruck sein, nichts muss die Tatsache verraten, dass er in einen tödlichen Kampf verwickelt ist".

Über den Autor

Der Autor hat keinen "schwarzen Gürtel", ist kein "Meister" und wurde auch nicht "erleuchtet". Er ist vielleicht ein "Adrenalinjunkie" und kann deshalb recht gut mit hohen Adrenalin Pegeln im Körper umgehen. Der Autor hat vor dreißig Jahren sein Karate Training beendet weil Beruf und Familie höhere Priorität hatten. Sana Sano ist das persönliche Training des Autors um im Alter fit zu bleiben. Wenn es als Selbstverteidigung gegen die "bösen Buben" hilft ist dies ein angenehmer Nebeneffekt. Meinen Kindern empfehle ich: "Los reißen und weg laufen" und nicht "Held spielen und draufgehen". Es gilt im Kampf die Regel: Wenn du ein großes, böses Arschloch bist, dann denke daran es gibt immer noch größere, noch bösere Arschlöcher.