Autor: Andre Adrian
Version: 30.Apr.2017
Der Ausspruch von Juvenal: "Orandum est, ut sit mens sana
in corpore sano (Beten sollte man darum, dass in einem gesunden
Körper ein gesunder Geist sei)" kann auf verschiedene Weise
interpretiert werden. Die Interpretation bei Sana Sano ist: Mit
den Mitteln des Geistes ein Training ausführen welches den Körper
gesund hält. Sana Sano verbessert die Schmerzschwelle, die Sehnen,
die Muskulatur und die Knochendichte. Sana Sano verlangsamt den
Muskel- und Knochenschwund im Alter. Die Eisenhand-Übung hilft dem
Autor gegen Sehnenscheiden Schmerzen. Sana Sano ist
Selbstverteidigung. Sana Sano ist kein Kampfkunst-Ballett. Sana
Sano benutzt Ideen von Shaolin (Eisenhand, Iron Palm),
Kung Fu Drunken Boxing (minimale Muskelspannung) und des
russischen Systema nach Mikhail Ryabko und Vadim Starov (Schmerz
weg Hecheln).
Gemäß einer Latein-Kennerin ergibt der Ausdruck "Sana Sano" keinen
Sinn. Der Ausdruck "sano et sana" kann als normal und gesund
übersetzt werden.
Das Ziel von Sana Sano ist Ruhe und Frieden in Geist und Körper,
auch in einer Kampf-Situation. Der Weg zur Entspannung von Geist
und Körper führt über Schmerzempfinden reduzieren und Muskeln
entspannen. Trainiert werden bei Sana Sano die Nerven-Enden, die
Sehnen, die Knochen und die Muskeln. Eine hohe Schmerzschwelle der
Nerven-Enden hilft im Zustand von Ruhe und Frieden zu bleiben auch
wenn Schläge des Gegners treffen. Sehnen "stoppen" bei Sana Sano
die Techniken. Kräftige Sehnen melden keine Schmerzen bei diesen
Bewegungen. Knochen übertragen die Kraft von dem eigenen Körper in
den Körper des Gegners. Kräftige Knochen und Gelenke sind nötig um
große Kräfte zu übertragen. Die Kraft wird in den Muskeln erzeugt.
Kraft ist Masse mal Beschleunigung, deshalb sind schnelle Muskeln
wichtiger als große Muskeln. Der Körper von Bruce Lee zeigt welche
Muskeln für schnelle Bewegungen wichtig sind. Die Unterarme sind
schmächtig, die Oberarme sind schon kräftiger und die
Rückenmuskeln sind extrem ausgeprägt. Dieser Körperbau ist für
Schwimmer typisch.
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Der Autor sieht in Aufwärm-Übungen keinen Nutzen. Deshalb werden
hier keine Aufwärm-Übungen vorgestellt. Natürlich kann jeder
soviel Aufwärm-Übungen durchführen wie er oder sie will.
Muskeln wachsen schnell, Sehnen, Gelenke und Knochen wachsen
deutlich langsamer. Wer Muskelberge züchten will ist beim
Bodybuilding Training besser aufgehoben. Sehnen wie Taue und
Knochen wie Stahl sind schon mehr das Ziel von Sana Sano Training.
Wichtig ist es dem Körper Zeit zu lassen. Durch das Training soll
das Wachstum von Sehnen, Gelenken und Knochen angeregt werden. Die
Anforderung durch das Training muss genügen um einen
Wachstumsanreiz auszulösen. Danach ist Geduld gefragt. Die Zellen
bilden sich optimal neu wenn das Training einen Wachstumsanreiz
gibt aber zu keinem Verschleiß führt. Muskelkater oder
Gliederschmerzen sind immer ein Zeichen von Verschleiß. Welchen
Sinn hat es durch das Training Zellen "kaputt zu machen"? Für den
Anfänger bedeutet dies: Es braucht ein halbes Jahr Anreiz um erste
Erfolge zu sehen. Es braucht Jahre um Sehnen und Knochen zu
ertüchtigen. Diese Zeiten lassen sich nicht verkürzen. Das
Training muss weitergeführt werden um den Zustand zu halten. Ohne
ständigen Anreiz werden die Zellen wieder abgebaut.
Das Eisenhand-Training führt zu körperlichen Änderungen. Ein
sichtbares Zeichen ist die Hornhaut auf den Fingerknöcheln. Ein
weniger sichtbares Zeichen ist das V-förmige Kreuz. Die meisten
Mitmenschen bemerken weder die eine noch die andere Änderung.
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Die Hände Klatschen Übung ist eine Vorbereitung für die Eisenhand
Übung. Diese Übung vermittelt zwei Lektionen. Einmal trainiert sie
den Handteller-Schlag. Zweitens konditioniert sie das keuchende
Ausatmen bei jedem Schlag.
Bei der Hände Klatschen Übung zeigen die Finger der rechten Hand
nach links oben und die Finger der linken Hand nach rechts oben.
Die beiden Handflächen bilden einen rechten Winkel (90° Winkel).
Wenn sich die beiden Handflächen treffen und das Klatsch-Geräusch
entsteht wird ausgeatmet. Das Ausatmen ist dabei ein kurzes
Keuchen. Ein "Kampfschrei"-Ausatmen ist nicht sinnvoll, sondern
nervt nur den Trainer. Je lauter und tiefer das Klatschen klingt
umso besser. Um Klatschen und Ausatmen im Takt zu üben sollen die
Hände beim Klatschen den Bauchnabel berühren. Das keuchende
Ausatmen wird mit einer Zwerchfell-Bewegung erzeugt. Die Hände
bewegen sich zum Klatschen in Richtung Bauchnabel. Durch die
Zwerchfell-Kontraktion bewegt sich der Bauchnabel in Richtung
Hände.
Die Eisenhand Übung hat mehrere Ziele. Es wird die
Schmerzschwelle an Hand und Unterarm angehoben. Weiterhin werden
die Knochenstruktur und Sehnen gestärkt und die Muskeln trainiert.
Bei der Eisenhand Übung wird mit dem Handteller der einen Hand auf
Hand und Unterarm des anderen Armes geklatscht. Nach der Eisenhand
Übung wird Arm und Hand mit Franzbranntwein oder Dit da jow
(Eisenhand Wein) eingerieben. Während der Übung darf die
geschlagene Haut spannen. Nach dem Einreiben mit dem
Kräuter-Alkohol müssen diese Empfindungen verschwinden. Falls
nicht wurde zu lange und zu hart trainiert. Muskelschmerzen oder
Blutergüsse sind nicht Ziel von Sana Sano.
Durch die Gewöhnung von Haut, Sehnen, Muskeln und Knochen an die
Schläge kann der Übende immer stärker schlagen. Auch wenn die Haut
irgendwann nicht mehr spannt ist die Eisenhand Übung weiterhin
nötig. Ohne das Stimulieren durch die Übung werden die aufgebauten
Sehnen, Muskeln und Knochen wieder abgebaut. Was nicht mehr
benötigt wird, wird auch nicht mehr bereitgestellt.
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Bild oben: Nussknacker Übung von Jackie Chan (Drunken Master,
1978).
Bild unten: Handgelenk Training (Drunken Master, 1978). Die
Verletzungsgefahr ist hoch bei dieser Übung!
Das Ziel von Sana Sano ist nicht "Lernen durch Schmerz" oder
"Training bis zum Muskelkater und weiter". Schmerzen können immer
auftreten. Ein Hexenschuss ist ein gutes Beispiel. Eine
unglückliche Bewegung und ein intensiver Schmerz passiert. Die
Schmerz weg Hecheln Technik wird von Frauen trainiert um die
Schmerzen bei der Geburt zu reduzieren. Bei der Hecheln Technik
wird durch Zwerchfell-Bewegung schnell ein- und ausgeatmet. Die
für Männer wichtige Erkenntnis ist: Die Hecheln Technik hilft bei
jedem Schmerz, nicht nur bei Wehen-Schmerzen.
Entspannte Muskeln sind schnelle Muskeln. Ein starker Schlag
beginnt in den Füßen. Die Füße fixieren den Körper am Boden. Über
eine Bewegung der Knie, der Hüfte, des Oberkörpers und des Arms
wird die Kraft von möglichst vielen Muskeln in den Schlag gelegt.
Ein Sana Sano Schlag mit weit ausholender Schwungbewegung soll
Knochen, Holz und Beton brechen.
Bei der Knie Stand Übung stehen die Füße in einem "angenehmen"
Abstand nebeneinander. Die Kniekehlen sind leicht gebeugt. Im
ganzen Körper ist die minimale Muskelspannung, gerade genug um im
Stand zu bleiben. Die Arme baumeln locker (minimale
Muskelspannung) nach unten. Nun werden die Knie schnell
aufeinander zu und voneinander weg bewegt. Die Knie wackeln. Die
Oberschenkel- und Unterschenkel-Muskeln sollen "schwabbeln". Je
mehr die Muskeln frei schwingen umso kleiner ist die
Muskelspannung. Sana Sano besteht wie der Kung Fu Stil Zui Quan
(Drunken Fist, Drunken Boxing,
Eight Immortals) aus minimaler Muskelspannung vor dem
Schlag, maximaler Muskelspannung während dem Schlag und minimaler
Muskelspannung nach dem Schlag.
Die Knie Stand Übung kann gut mit der Schmerz weg Hecheln Übung
kombiniert werden.
Die Hüfte Stand Übung ist die Fortsetzung der Knie Stand Übung.
Es wird die gleiche Ausgangsposition benutzt. Diesmal wird
möglichst schnell mit der Hüfte gewackelt. Die Oberschenkel- und
Bauch-Muskeln sollen "schwabbeln". Die Hüfte Stand Übung erinnert
an Bauchtanz. Auch dort bringt eine Hüftbewegung den "Bauchspeck"
der Tänzerin zum Beben. Die Hüfte Stand Übung kann gut mit der
Schmerz weg Hecheln Übung kombiniert werden. Das "Hüfte Wackeln"
ist eine Qigong Übung. Die einfachste Übersetzung für Qigong ist
"richtiges Atmen". Qigong oder Qi Gong wird von einigen (im
Westen) als Ersatz-Religion benutzt. Dies ist möglich. Mir ist es
wichtig zu sagen das Training ohne Glauben möglich ist. Ob
Training mit Glauben besser funktioniert als ohne soll jeder
selbst entscheiden.
Bild: Ama Lia Wai Ching Lee zeigt "Bauchtanz" Qigong Übung um
1:25. Bild anklicken für Youtube-Video.
Die Sana Sano Hantel Übung führt die Knie und Hüfte Stand Übungen
weiter. Minimale Muskelspannung ist auch bei der Hantel Übung
wichtig. Der Übende steht bei der Hantel Übung entspannt da. Jede
Hand hält eine Hantel. Alle Muskeln sind locker. Die
Muskelspannung reicht gerade aus um den Körper im Stand zu halten.
Nun werden ausschließlich die Muskeln angespannt welche zur
Bewegung der Hanteln nötig sind. Es werden nur die Beuge-Muskeln
angespannt, die Streck-Muskeln bleiben locker. Um die
Muskelspannung der anderen Muskeln im Körper zu prüfen wird
während der Hantel-Übung der Oberkörper bewegt. Bei jedem
"Hantel-Pumpen" wird der Oberkörper ein wenig weiter nach vorne
oder hinten oder rechts oder links bewegt. Nachdem die
Beugemuskeln die Hantel gegen die Schwerkraft bewegt haben, werden
die Beugemuskeln entspannt. Die Sehnen stoppen die Bewegung der
Hanteln nach unten, nicht die Streckmuskeln.
Die Entspannung der Streckmuskeln erlaubt dem Übenden länger und
häufiger die Hanteln zu pumpen und weniger Muskelkater zu
bekommen. Die "stramme" Haltung bei anderen Kampfsport Arten
bewirkt die gleichzeitige Anspannung von Beuge- und Streckmuskeln.
Der Beugemuskel muss dann nicht nur die Hantel bewegen, sondern
der Beugemuskel muss auch den Streckmuskel "überwinden". Dieses
gegeneinander Arbeiten der Muskeln führt zu langsamen und
schwachen Techniken.
Fast jeder Kampfsport hat eine Faustschlag Übung. Ziel bei Sana
Sano ist ein schneller Faustschlag. Die Geschwindigkeit der Faust
wird mit einer Kerze getestet. Etwas außerhalb der Reichweite des
Faustschlages steht eine brennende Kerze. Der Luftzug des
Faustschlages soll die Kerze ausblasen. Bei Sana Sano wird jede
Technik "durchgezogen". Bei der Selbstverteidigung will man die
komplette Reichweite der Faust nutzen und man will einen
bleibenden Eindruck hinterlassen.
Jeder Übende wird schnell lernen das die Kerzen Faustschlag Übung
am besten gelingt wenn vor der Bewegung die Muskeln entspannt
werden. Verkrampfte Muskeln sind langsame Muskeln. Weiterhin wird
der Übende schnell lernen das Leistungsdruck ebenfalls
kontraproduktiv ist. Der drängende Gedanke "Ich muss die Kerze
aus-boxen" ist ein Gedanke welcher Hirnleistung frisst welche für
die Muskelsteuerung nicht mehr zur Verfügung steht. Es ist besser
wenn keine verbalen Gedanken im Kopf kreisen sondern nur die
nicht-verbalen Gedanken "Ziel fixieren, Bewegungsablauf
durchführen" im Kopf sind. Körperlich und geistig entspannt
(locker, frei, leer) zu sein ist nötig um die Kerzen aus-boxen
Übung zu meistern.
Nachdem die erste Kerze mit der Faust ausgeblasen wurde kann die
Übung schwieriger gestaltet werden. Die nächste Kerze ist dicker,
hat einen größeren Durchmesser. Dadurch kommt die Faust nicht mehr
so nahe an die Kerzenflamme heran und die Übung wird schwieriger.
Ein Faust Schlag gegen ein Schlagkissen trainiert die Kraft. Die
traditionelle Füllung des Anfänger-Schlagkissen sind Mungbohnen.
Linsen oder Erbsen sind auch geeignet. Das Schlagkissen wird an
die Wand gehängt. Wird das Training regelmäßig durchgeführt
entsteht Hornhaut auf den Fingerknöcheln. Die Hornhaut ist ein
gutes Anzeichen für Eisenhand Training. Früher waren verfärbte
Hände (Eisenrost und Dit da jow Überreste) das Zeichen. Heute sind
verfärbte Hände mehr ein Zeichen von Angeberei.
In der Übung 1 ist das Schlagkissen an der Wand montiert. In der
Übung 2 liegt das Schlagkissen auf dem Boden. Knien Sie sich hin
und stützen Sie sich vorne mit etwas gebeugten Armen ab. Wenn
möglich wird der Kopf (die Stirn) durch eine Unterlage abgestützt.
Bei dieser Übung sind große Teile des Körpers "fixiert". Es ist
deshalb einfach möglich den Bewegungsablauf zu fühlen. Die Kraft
kommt aus der Bewegung des ganzen Körpers. Wer nur den Arm beim
Schlag auf und ab bewegt entwickelt keine Kraft. Erst wenn die
Schulter, der Rücken, die Hüfte und sogar die Knie sich mit dem
Schlag bewegen entsteht Kraft. Durch die Fixierung ist dieses
"Mitgehen" der Muskeln schwieriger und auch leichter. Es ist
schwer möglich in dieser Stellung einen falschen Bewegungsablauf
zu trainieren. Wird auf einem harten Boden (Parkett) trainiert
sollten die Knie mit einer dünnen Unterlage gegen Abschürfungen
geschützt werden. Es ist sinnvoll kurze, schnelle Schläge und
weiter ausgeholte, langsamere Schläge abzuwechseln. Für einen
kurzen Schlag sind die Knöchel ungefähr 7 Zentimeter von dem
Schlagkissen entfernt, bei einem langen Schlag 15 Zentimeter. In
einer typischen Trainingseinheit werden Hunderte von Schlägen
absolviert. Der Anfänger sollte sich um jeweils 10 Schläge
steigern und spätestens dann aufhören wenn das Blut in den Ohren
rauscht.
Das Gegenstück zum Schlag ist der Block. Bei Sana Sano ist jeder
Block ein Konter. Für die Block Übung ist ein Sandsack oder eine
zweite Person mit Pratzen (Schlagpolster) sinnvoll. Der Block wird
gegen den Sandsack oder gegen die Pratze geführt. Je stärker der
Sandsack pendelt umso besser war der Block. Der Übende wird
schnell lernen das eine "Schwungbewegung" (ballistische Bewegung)
den kräftigsten Block ergibt. Bei der Schwungbewegung ist das
Schultergelenk der Drehpunkt, die Schulter-Muskeln sind der
Antrieb und der Unterarm ist die Kraftübertragung. Bei Sana Sano
wird der Block nicht durch Muskeln gestoppt sondern durch die
Gelenke und Sehnen. Durch die Eisenhand Übung sollen zuerst die
Muskeln, Knochen und Sehnen gestärkt werden. Gibt es Schmerzen im
Gelenk oder an den Sehnen ist die Block Übung zu stoppen. Zuerst
die Grundlagen schaffen! Sana Sano ist ein Training ohne
Schmerzen.
Der Hammer Schlag trifft üblicherweise den Brustkasten und soll
die Nerven lähmen welche die Muskeln steuern - so wie bei
"eingeschlafenen Beinen". Die Hand bildet eine Faust. Die
Handkante ist der "Hammer" welcher von oben zuschlägt. In der
Übung schlägt die eine Hand auf den Handteller der anderen Hand.
Die "empfangende" Hand bildet eine Schale. Nicht auf die
Daumenknochen im Handteller schlagen! Handrücken und Unterarm der
empfangenden Hand bilden eine Linie, das Handgelenk ist nicht
abgewinkelt. Bei jedem Hammerschlag soll ein lautes Klatschen zu
hören sein. Dann trifft die Handkante richtig und sendet
"Schockwellen" in das Gewebe. Bei jedem Sana Sano Schlag wird
keuchend ausgeatmet. Die Hammerschlag Übung kann auch gegen ein
Schlagkissen geführt werden. Für erste Übungen genügt ein
gefaltetes Handtuch. Wenn das Handtuch zu "weich" wird sollte man
zum Schlagkissen greifen.
Der Handtellerschlag wird üblicherweise gegen die Ohren geführt.
Wer schon einmal eine "schallende Ohrfeige" erhalten hat weiß wie
unangenehm ein Schlag gegen das Ohr ist. Selbstverteidigung ist
die Kunst als unterlegener Gegner (weniger Körpergewicht, weniger
Körpergröße) einen Kampf nicht zu verlieren. Beim Handtellerschlag
gelten für die "empfangende" Hand die gleiche Regeln wie beim
Hammerschlag: Handrücken und Unterarm der empfangenden Hand bilden
eine Linie. Je lauter das Klatsch-Geräusch umso besser war der
Schlag.
Hochschwangere Frauen "schieben" den Bauch vor sich her. Bei der
Schwangeren Gang Übung ist die Hüfte nach vorne geschoben, Füße
und Oberkörper nach hinten gezogen. Der Kopf ist senkrecht über
den Füßen. Die Arme baumeln locker (minimale Muskelspannung) nach
unten. In der Ausgangsposition des Schwangeren Gang sieht der
Körper von der Seite aus wie der Buchstabe D. Ein Fuß wird nach
vorne bewegt ("geschoben"). Dabei soll der Fuß nur wenig angehoben
werden. Beim Aufsetzen des Fußes erfolgt leichtes Ausatmen aus dem
Zwerchfell heraus. Das Körpergewicht ruht bei der Fuß Vorwärts
Bewegung auf dem hinteren Fuß. Nachdem der Fuß aufgesetzt wurde
wird der Körper nach vorne geschoben. Dabei ändert sich nur die
Position von Hüfte zu Füßen. Die Position Kopf zu Hüfte bleibt
gleich - der obere Teil des Körpers bleibt in D Form. Durch
leichtes Schlenkern von Armen und Oberkörper kann geprüft werden
ob während des ganzen Bewegungsablaufes minimale Muskelspannung
vorliegt.
Hat der Gegner ein Messer ist der Kampf sehr gefährlich. Am
besten weglaufen! Ist Weglaufen nicht möglich, dann ist die erste
Sana Sano Regel für die Abwehr: Abstand halten! Einem Angriff mit
der Hand die ein Messer führt wird ausgewichen oder mit einem
niedrigen(!) Fußtritt gekontert. Die zweite Regel ist: Für jeden
Angriff werden unterschiedliche Abwehr Möglichkeiten benutzt. Der
Gegner darf sich nie sicher sein welche Abwehr erfolgt.
Ein Fußtritt gegen das Schienbein oder gegen das Sprunggelenk ist
eine Abwehrmöglichkeit. Der Tritt erfolgt mit den Fußballen. Die
Zehen werden nach oben "gebogen" damit die Knochen der Zehen nicht
brechen. Die Fußballen werden mit einem Eisenhand Training
gestärkt. Der Tritt gegen das Schienbein hat bei der
Selbstverteidigung mehrere Vorteile. Das Schienbein ist weit weg
von dem Messer, ein Gegenangriff mit dem Messer gegen den Fußtritt
ist unwahrscheinlich. Ein Tritt gegen das Schienbein ist
schmerzhaft. Schmerzen im Gegner verursachen ist immer gut.
Schmerzen stören die Konzentration, Schmerzen wecken die
Kampf-oder-Flucht Reaktion: Entweder flüchtet der Gegner oder das
durch die Kampfreaktion ausgeschüttete Adrenalin macht den Gegner
dumm.
Ein Kombination aus (an getäuschter) Faustschlag und Tritt/Schlag
ist eine andere Abwehrmöglichkeit. Der übliche Bewegungsablauf
ist: Mit einer Seite (rechts oder links) einen Faustschlag an
täuschen. Mit der anderen Seite einen Tritt gegen das Schienbein
oder einen Schlag ausführen. Wie schon oben gesagt: Der Gegner
darf sich niemals sicher sein welche Abwehr auf seinen Angriff
erfolgt.
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Bilder: Cyrus Washington (Muay Thai) führt hohen Tritt aus, Yi Long (Shaolin, gelbe Hose) zieht ihm das Standbein weg.
Ein Fußtritt welcher sein Ziel erreicht ist schmerzhaft. Bei
jedem Fußtritt hat der Angreifer keinen festen Stand. Die
Nachteile (kein fester Stand) überwiegen für den Autor beim Tritt
die Vorteile (große Reichweite, große Kraft). In dem Video Yi Long
gegen Cyrus Washington sieht man deutlich die Strategie von Yi
Long gegen die Tritte von Cyrus Washington: In den tretenden
Gegner hineingehen und entweder das Standbein wegtreten oder das
Bein fangen. In beiden Fälle stürzt Cyrus zu Boden. Am Boden
liegen ist sehr schlecht. Die Tritte mit Drehung sind besonders
für den Gegenangriff von Yi geeignet: Die Drehbewegung muss einen
noch längeren Weg zurücklegen als ein gerader Tritt. Yi hat noch
mehr Zeit in seinen Gegner hineinzugehen und das Bein zu fangen.
Allgemein ist zu sagen, die Beine können nicht so schnell bewegt
werden wie die Arme. Hohe Tritte müssen den längsten Weg
zurücklegen: vom Fuß am Boden bis zum Fuß am Kopf des Gegners.
Solche langsamen Angriffe laden geradezu zum Gegenangriff ein: Yi
bewegt sich schnell auf seinen Beinen in Cyrus hinein.
Gleichzeitig zur Beinbewegung von Yi zielt er mit seinen Fäusten
auf den Kopf von Cyrus. Während Cyrus nur sein Bein bewegt, bewegt
Yi seine Beine und seine Arme. Schon allein mit dieser
grundlegenden Taktik, gleichzeitig gehen und schlagen, überrascht
Yi immer wieder Cyrus und durchbricht ohne Probleme die Deckung
von Cyrus. Das Cyrus fast immer mit dem gleichen Bein tritt ist
eine weitere Schwäche. Yi weiss vorher welches das Standbein ist,
welches wegzutreten ist. Oder auch wenn Cyrus einen Tritt mit
Drehung macht, in welche Richtung Cyrus sich drehen wird.
Allgemein gilt, beide Arme und beide Beine trainieren. Sind beide
Arme und Beine gleich gut trainiert, sind doppelt soviel Angriffe
möglich als wenn nur ein Arm und ein Bein trainiert sind. Die Idee
ein Angriffs-Arm und ein Verteidigungs-Arm sind veraltet.
Besonders wenn der Angreifer gleichzeitig mit einem Arm einen
hohen Angriff auf den Kopf und mit dem anderen Arm einen mittleren
Angriff durchführt ist die Taktik des Verteidigungs-Arm
mangelhaft.
Jeder Kämpfer versucht seinen "Platz" zu behaupten und will nicht
vom Gegner gegen eine Wand oder einen Abgrund getrieben werden.
Wenn der Selbstverteidiger eine Hand oder einen Fuß seines Gegners
unter seine Kontrolle bringt, bringt er den Gegner unter seine
Kontrolle. Achtung: Die Kontrolle nicht leichtfertig wieder
aufgeben. Wenn uns der Gegner seine Hand oder seinen Fuß "schenkt"
dann behalten wir dieses Geschenk bis der Kampf vorbei ist! Wird
der Fuß gefangen ist als Gegenangriff eine einfache
Vorwärts-Bewegung zweckmäßig. Einmal wird der eigene Raum
vergrößert. Dann wird die Stabilität des Gegners weiter
geschwächt. Im besten Fall fällt der Gegner auf den Rücken. Um bei
der Selbstverteidigung den Kampf nicht zu verlieren gilt die
Regel: "bringe ihn zu Boden, mache ihn ohnmächtig (take'em down,
take'em out)". Anstelle eines Knock Out genügt es oft dem Gegner
genügend viele Schmerzen zu bereiten damit die Kampf-Reaktion in
die Flucht-Reaktion umschlägt. Fußtritte in die Seite sind
schmerzhaft und bei einem Gegner dessen Bein immer noch vom
Selbstverteidiger kontrolliert wird leicht möglich. Wer es
"unfair" findet auf einen Gegner am Boden einzutreten sollte an
die Prämisse der Selbstverteidigung denken: Selbstverteidigung ist
nötig wenn der Gegner größer oder schwerer oder bewaffnet ist und
die Situation kein Kampfspiel sondern brutale Realität ist. Wer
nun immer noch den Gegner schonen will kann gegen den Oberschenkel
treten. Wird die richtige Stelle getroffen kann der Gegner für
eine gewisse Zeit bestimmte Beinmuskeln nicht mehr bewegen, d.h.
das Aufstehen fällt ihm schwer.
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Bild links: Kampf zwischen Yi Long (Shaolin, gelbe Hose) und
Kickboxer (schwarze Hose). Der Shaolin fängt den hohen Tritt des
Kickboxers.
Bild rechts: Der "einbeinige" Kämpfer wird zuerst nach hinten
geschoben und dann umgeworfen. Bild anklicken für Youtube-Video.
Die Amateurboxen Regeln sind: Ein Kampf wird normalerweise in
drei Runden von je drei Minuten Länge ausgetragen, zwischen den
Runden gibt es jeweils eine Minute Pause. In einer
Selbstverteidigungssituation kann man nicht auf einen Gong nach
180 Sekunden hoffen. Der Tick-Tock Kampfstil erlaubt ausdauerndes
Kämpfen. Die Idee bei Tick-Tock ist einfach. Der Selbstverteidiger
wählt ein Kampfgeschwindigkeit (Anzahl Schläge/Tritte pro Minute).
Kämpft der Gegner schneller als gewünscht verteidigt der Tick-Tock
Kämpfer nur noch und hält soweit als mögliche seinen Tick-Tock
Takt. Kämpft der Gegner, vielleicht wegen Erschöpfung, langsamer
als der Tick-Toc Kämpfer dann beschleunigt der Tick-Tock Kämpfer.
Seine Geschwindigkeit kann der Tick-Tock Kämpfer dauerhaft halten.
Der Tick-Tock Kämpfer erwartet das seine Kondition länger
durchhält als die des Gegners.
Die übliche Schlägerei dauert Sekunden. Der Angreifer überrascht
das Opfer und bringt es zu Boden. In einer solchen Situation ist
ein ausdauernder Kampfstil nicht nötig.
Manche Dinge entstehen weil man an sie glaubt. Der geistige Fokus
ist so ein Ding. Der geistige Fokus ist Teil des bewussten
Denkens. Man lenkt durch den geistigen Fokus die Aufmerksamkeit in
den eigenen Körper. Oft wird der geistige Fokus auf einen
"Schmerzherd" im Körper gerichtet und dann der Schmerz durch die
Schmerz weg Hecheln Technik reduziert. Der geistige Fokus kann
aber auch auf die Hände gelenkt werden um "warme Hände" zu
erzeugen oder auf das Herz gerichtet werden um einen "ruhigen
Herzschlag" zu erzeugen. Die wichtigste Nutzung des geistigen
Fokus ist die geistige Beruhigung. Die Kampf-oder-Flucht Reaktion
(Fight-or-flight) schüttet Adrenalin aus. Adrenalin macht dumm.
Bei Sana Sano will man im Kampf nicht dumm sein. Der geistige
Fokus hilft dem bewussten Denken die Kontrolle über den ganzen
Körper während des Kampfes zu behalten. Es wird gekämpft wie ein
Chirurg, nicht wie ein Berserker.
Ich will mich nicht fürchten, denn die Furcht tötet
das Bewusstsein.
Ich werde ihr ins Gesicht sehen und sie wird mich
durchdringen.
Und wenn sie gegangen ist wird nichts übrigbleiben,
nichts außer mir selbst.
(Furcht Litanei der Bene
Gesserit)
Einige halten die Zirbeldrüse im Gehirn für das dritte Auge. Bei
Fischen, Amphibien, Reptilien und vielen Vögeln ist die
Zirbeldrüse noch selbst lichtempfindlich. Es genügt aber das
dritte Auge als einen Pseudo-Gegenstand zu betrachten. Ein gewisse
Sichtweise wird "verdinglich" um einfacher darüber reden zu
können. Der Begriff "das dritte Auge" klingt mystisch. Ein
moderner Begriff, der vielleicht weniger irritiert, ist "Auge der
Konditionierung". Das dritte Auge ist das Sehorgan mit dem die
Konditionierung sieht. Durch das Training werden Bewegungsabläufe
angeeignet. Idealerweise laufen diese Bewegungsabläufe ohne
bewusstes Denken. Das Großhirn ist entspannt und hat die Aufgabe
die "Kampf-oder-Flucht Reaktion" des Reptilhirn zu vermeiden.
Bruce Lee schreibt in Tao des Jeet Kune Do: "Lass den Körper und
die Gliedmaßen selbst ihren Weg gehen, in Übereinstimmung mit der
Disziplin, die sie erfahren haben". Die Disziplin ist die
Konditionierung. Blind finden die Gliedmaßen nicht den richtigen
Weg. Die normalen Augen lösen die "Kampf-oder-Flucht Reaktion"
aus. Das "dritte Auge" leitet die Gliedmaßen ohne Emotionen. Über
den Kampf ohne Emotionen schreibt Bruce Lee: "Aber im echten Kampf
muß sein Geist ruhig sein, und nicht abgelenkt. Er [das
Reptilhirn] muss das Gefühl haben, dass nichts Ernstes passiert
... Sein Verhalten sollte in keiner Weise von seinem alltäglichen
Verhalten abweichen, es muss keine Veränderung in seinem Ausdruck
sein, nichts muss die Tatsache verraten, dass er in einen
tödlichen Kampf verwickelt ist".
Der Autor hat keinen "schwarzen Gürtel", ist kein "Meister" und
wurde auch nicht "erleuchtet". Er ist vielleicht ein
"Adrenalinjunkie" und kann deshalb recht gut mit hohen Adrenalin
Pegeln im Körper umgehen. Der Autor hat vor dreißig Jahren sein
Karate Training beendet weil Beruf und Familie höhere Priorität
hatten. Sana Sano ist das persönliche Training des Autors um im
Alter fit zu bleiben. Wenn es als Selbstverteidigung gegen die
"bösen Buben" hilft ist dies ein angenehmer Nebeneffekt. Meinen
Kindern empfehle ich: "Los reißen und weg laufen" und nicht "Held
spielen und draufgehen". Es gilt im Kampf die Regel: Wenn du ein
großes, böses Arschloch bist, dann denke daran es gibt immer noch
größere, noch bösere Arschlöcher.